Coronavirus Verwirrung um chinesischen Arzt und Whistleblower Li Wenliang

Er warnte als einer der Ersten vor dem neuartigen Coronavirus, dann erkrankte er selbst daran: In der chinesischen Stadt Wuhan ringt der Arzt Li Wenliang offenbar mit dem Tod.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, der chinesische Arzt Li Wenliang sei verstorben. Dies wurde zwischenzeitlich dementiert. Inzwischen liegt jedoch eine Bestätigung des Krankenhauses vor, wonach der Mediziner gestorben ist. Hier geht es zu der aktuellen Meldung.

Offenbar ringt der am Coronavirus erkrankte Arzt Li Wenliang in einem Krankenhaus von Wuhan mit dem Tod. Li sei an eine Maschine zur künstlichen Beatmung angeschlossen, teilte ein Sprecher des Wuhan-Zentralkrankenhauses mit, man kämpfe weiter um Lis Leben.

Zuvor hatte das chinesischen Staatsmedium "Global Times" am Donnerstagmittag auf Englisch berichtet, Li sei tot. "Doktor Li Wenliang, einer der acht Mediziner, die versucht hatten, andere vor dem Coronavirus zu warnen, aber von der lokalen Polizei aufgehalten wurden, stirbt am Donnerstag in Wuhan am Coronavirus."

Über den wahren Zustand von Li besteht aktuell Unklarheit. Er war einer der ersten, der öffentlich vor dem neuartigen Coronavirus gewarnt  hatte.

Li hatte bereits am Abend des 30. Dezember vergangenen Jahres eine Kurznachricht an eine Gruppe von Kollegen geschickt. "Im Huanan-Fischmarkt sind sieben Fälle von SARS bestätigt", schrieb er. SARS ist eine Viruserkrankung, die im November 2002 ausbrach und 774 Menschenleben forderte. "Mir war klar", so der Arzt, "dass wir es mit einer Angelegenheit der öffentlichen Gesundheit zu tun haben." Am nächsten Tag wurde er von der städtischen Gesundheitskommission einbestellt und im Lauf des Tages mehrfach vernommen.

Kurz darauf erkrankte er selbst an dem neuartigen Virus, das nicht SARS ist, sondern das Coronavirus. Der "Beijing Youth Daily" schilderte er den Verlauf: "Am 10. Januar gegen Mittag begann ich zu husten. Am Tag darauf stieg mein Fieber. Da wusste ich, dass ich ein großes Problem habe." Am 16. Januar bekam er Atemnot, am 24. wurde er auf die Intensivstation verlegt und künstlich beatmet.

Erst nach dem Hinweis von Li machte die Regionalregierung in der Provinz Hubei, in der auch Wuhan liegt, komplett öffentlich, dass sich dort ein neuartiges Virus verbreite. Ihr wurde daraufhin Vertuschung vorgeworfen, vor allem, weil sie vorzeitige Warnungen als "Gerüchte" abgetan hatte und die Verbreiter festnehmen ließ. Inzwischen hat der Bürgermeister von Wuhan Fehler beim Umgang mit der Epidemie eingeräumt.

Ärzte und Pfleger anfangs häufig unter den Infizierten

In Deutschland wurde am Donnerstag ein weiterer Fall bekannt, in der Bundesrepublik ist die Gesamtzahl der Infizierten damit auf 13 gestiegen. Die Zahl der Toten in China stieg noch einmal schneller als bisher. Innerhalb eines Tages starben bis Donnerstag 73 weitere Menschen, wie die chinesische Gesundheitskommission in Peking berichtete. Damit stieg die Zahl der Toten in China auf 563. Die bestätigten Infektionen mit der Lungenkrankheit kletterten auch stark um 3694 auf 28.018 Fälle. Die Kommission sprach von mehr als 24.000 Verdachtsfällen.

Auch unter Ärzten und Pflegern gibt es viele Infektionen. Außerhalb von Festland-China sind inzwischen in mehr als zwei Dutzend Ländern rund 240 Infektionen bestätigt. In Hongkong und auf den Philippinen waren zwei Tote zu beklagen.

Da die Ansteckung von Mensch zu Mensch anfangs nicht bekannt war, haben sich in China in den ersten Wochen auch viele Ärzte und Pfleger infiziert. Eine offizielle Auflistung, von der ein Foto im Internet kursierte, weist bis zum 20. Januar 500 Fälle in 13 Krankenhäusern von Wuhan auf. Die Zahl konnte aber offiziell nicht bestätigt werden.

Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels war das Datum 17. Januar 2020 genannt worden, ab dem Informationen zu dem neuen Coronavirus von der Regionalregierung komplett öffentlich gemacht wurden. Tatsächlich gab es schon vorher Informationen dazu.

vks/cht
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