Atomwaffen China baut weitere Raketensilos in der Wüste – Pentagon besorgt

Die neuen Aufnahmen zeigen rund 110 Anlagen in einer abgelegenen Region Chinas: Offenbar arbeitet das Land weiter am Ausbau seines nuklearen Arsenals. Die Reaktion aus den USA ist deutlich.

Zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit sind Satellitenaufnahmen aufgetaucht, die verdächtige Bauarbeiten im Nordwesten Chinas zeigen. Sie legen nach einem Bericht der »New York Times«  nahe, dass das Land sein Atomwaffenarsenal weiter aufstockt.

Die Zeitung beruft sich in ihrem Artikel auf Ergebnisse der Federation of American Scientists, die die Aufnahmen ausgewertet hat. Demnach zeigen die Bilder weitere mindestens 110 Silos für Raketen, die mit nuklearen Sprengköpfen bestückt werden könnten.

Die Anlagen befinden sich in der Nähe der Stadt Hami und rund 400 Kilometer entfernt von der Baustelle bei Yumen, die Anfang Juli öffentlich bekannt wurde.

Das Strategic Command, im US-Verteidigungsministerium zuständig für Atomwaffen, äußerte sich auf Twitter zu den Aufnahmen: »Zum zweiten Mal in zwei Monaten kann die Öffentlichkeit sehen, was wir seit Langem sagen über eine wachsende Bedrohung in der Welt und den Schleier der Geheimhaltung darüber.«

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Auch zwei republikanische Politiker äußerten sich zu den nun bekannt gewordenen Bildern. Der Kongressabgeordnete Mike Turner sprach von einer »Bedrohung für die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten«. Er nannte den vermuteten Ausbau »beispiellos«. Sein Parteikollege Mike Rogers forderte eine rasche Modernisierung des nuklearen Arsenals der USA.

Die aktuelle Entdeckung passt zu Warnungen aus dem Pentagon vor schnellen Fortschritten bei Chinas nuklearen Fähigkeiten. Admiral Charles Richard, der die US-Atomstreitkräfte befehligt, hatte im April bei einer Anhörung vor dem Kongress berichtet, dass in China eine »atemberaubende Expansion« im Gange sei, einschließlich eines wachsenden Arsenals von Interkontinentalraketen und neuen mobilen Raketenwerfern.

Xi Jinping mit klaren Worten zum Jahrestag

Bei den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei Anfang Juli hatte Staatschef Xi Jinping noch einmal den Kurs vorgegeben: China werde mit dem Aufbau einer Armee von »Weltklasse« fortfahren, um seine nationalen Interessen zu verteidigen, betonte er.

»Das chinesische Volk wird ausländischen Kräften niemals erlauben, uns zu schikanieren, zu unterdrücken oder zu versklaven«, sagte Xi vor dem applaudierenden Publikum (lesen Sie hier mehr).

Bislang wurde angenommen, dass China nur über 250 bis 350 Atomwaffen verfügt. Die nun entdeckten Baustellen legen zumindest nahe, dass diese Zahl steigen könnte. Allerdings bedeuten Hunderte neue Silos nicht automatisch, dass alle diese Anlagen auch mit Atomwaffen bestückt werden. Im Gegenteil gilt es als taktisches Manöver, andere Mächte im Unklaren darüber zu lassen, wo genau sich derzeit tatsächlich nukleare Waffen befinden.

jok
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