David Gum Awng, NGO-Mitarbeiter
»Für mich persönlich war es wie mein schlimmster Albtraum, der sich direkt vor meinen Augen entfaltete. Die Stimmung hier in Naypidaw ist unheimlich und so still, als ob wir einen schlimmen Sturm erwarten.«
Es ist die Ruhe nach dem Putsch: Soldaten patrouillieren auf den Straßen der Hauptstadt, das Militär hat den Notstand verhängt.
David Awng lebt in Naypidaw. In einem Videointerview beschreibt er die Stimmung vor Ort.
David Gum Awng, NGO-Mitarbeiter
»Generell fühlen die Leute Angst, Sorge und Unsicherheit vor dem, was als Nächstes kommt. Ich mache mir Sorgen, was mit unserer Demokratie passiert, mit unseren Politikern und Abgeordneten, die festgenommen wurden.«
In der vergangenen Nacht hatte das Militär im Fernsehen verkündet, dass die Macht im Land nun wieder in den Händen der Generäle liege. Die De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde abgesetzt, weitere Politiker festgenommen. Das Militär warf der Regierungspartei NLD Wahlbetrug vor.
Aufnahmen aus der Stadt Yangon zeigen Menschen, die auf Vorrat einkaufen und versuchen, Geld abzuheben. Die Angst vor einer andauernden Ausgangssperre ist groß
Lara Kaye Chamberlain, Amerikanerin in Yangon
»Es ist sehr emotional. Manche haben das schon mal erlebt, manche waren Kinder als Myanmar eine Militärdiktatur war, manche waren Teenager. Viele Menschen, mit denen ich spreche, werden von ihren Eltern ermahnt: Bleibt ruhig, bleib drinnen, beteilige dich nicht an Gewalt oder Protesten.«
Bis 2011 hatte das Militär rund 50 Jahre lang in Myanmar geherrscht. Eine Zeit geprägt von Folter, Bürgerkriegen und Armut. Die Hoffnung war groß, dass die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi eine neue »demokratische Ära« einleiten würde. Diese Träume sind nun einmal mehr zerplatzt.
David Gum Awng, NGO-Mitarbeiter
»In den nächsten Tagen hoffe ich, dass die internationale Gemeinschaft etwas gegen die tut, die für den Angriff auf unsere Demokratie verantwortlich sind. Ich habe Angst davor, dass es zu Protesten kommt.«
Aung San Suu Kyi hat ihre Anhänger bereits aufgerufen, auf die Straße zu gehen und gegen den Putsch zu demonstrieren. International ist die frühere Freiheitsikone mittlerweile umstritten – doch ihr Rückhalt in der Bevölkerung wird als groß eingeschätzt. Myanmar stehen unsichere Wochen bevor.