Anthony Albanese, australischer Premierminister
»Um ganz klar zu sein, weil mir diese Frage heute Morgen gestellt wurde: Gibt es irgendwelche Umstände, unter denen nicht darüber abgestimmt wird? Die Antwort darauf ist ›Nein‹, denn dies nicht zur Abstimmung zu stellen (...) dies nicht zur Abstimmung zu stellen, bedeutet, eine Niederlage einzugestehen.«
Australiens Premier Anthony Albanese kämpft mit den Tränen: Er wirbt für ein Referendum, das der indigenen Bevölkerung politische Mitverantwortung und mehr gesellschaftliche Anerkennung verschaffen soll. Gegen Jahresende sollen die Australier per Volksentscheid über eine entsprechende Verfassungsänderung abstimmen. Nicht alle sind von der Initiative begeistert:
Nyunggai Warren Mundine, »Recognise a better way« (Contra-Aktivist)
»Das Einzige, was wirklich funktioniert, ist, die Menschen in der Gesellschaft gleichzubehandeln, den Menschen zu helfen, die Hilfe brauchen, um Unternehmen zu gründen, um wirtschaftlichen Wohlstand für ihr Volk zu schaffen, um die Menschen in Schulen und Universitäten zu bringen und um eine gesunde, sichere Lebensweise zu ermöglichen. Die Stimme wird kein bisschen der Probleme lösen, die wir in Bezug auf indigene Völker haben.«
Der Weg zum aktuellen Referendum begann als ein Prozess regionaler Dialoge im ganzen Land. Dieser fand 2017 seinen Höhepunkt am heiligen Monolithen Uluru, als rund 250 Vertreter der First Nations die Uluru-Erklärung verfassten. In diesem Dokument wird eine in der Verfassung verankerte Stimme der First Nations gefordert.
Thomas Mayo, »Australians for Indigenous Constitutional Recognition« (Pro-Aktivist)
»Es gibt kein geeignetes Verfahren, um uns zuzuhören. Es gibt keine Struktur, in der wir zusammenkommen und regelmäßig einen Konsens über die besten Vorschläge für unsere Gemeinschaften finden können. Es wird also eine massive Veränderung der Art und Weise sein, wie unsere Demokratie funktioniert und wie wir in unserer Demokratie gehört werden. Und das ist eine Stärkung der australischen Demokratie.«
Nach einem Referendum zur Änderung der Verfassung im Jahr 1967 wurden die Indigenen zum ersten Mal in die Volkszählungszahlen aufgenommen – mehr als 60 Jahre nach der Gründung Australiens als Nation im Jahr 1901. Bis heute leiden sie unter unverhältnismäßig hohen Raten von Suizid, häuslicher Gewalt und Inhaftierung. Ihre Lebenserwartung ist etwa 8 Jahre niedriger als die von Nicht-Indigenen.
Thomas Mayo, »Australians for Indigenous Constitutional Recognition« (Pro-Aktivist)
»Wenn wir verlieren, bedeutet das, dass Australien offiziell ›Nein‹ zur Anerkennung unserer indigenen Kultur sagt, die einzigartig in der Welt ist. Über 60.000 Jahre ununterbrochene Zivilisation – die älteste lebende Kultur auf dem Planeten, und es bedeutet auch, dass die Australier nein zur Fairness sagen. Ich glaube nicht, dass sie das denken. Aber wenn es dem ›Nein‹ gelingt, sie zu verwirren – und das versuchen sie ja – könnte das Ergebnis verheerend sein.«
Derzeit werden Aborigines und Torres-Strait-Insulaner nicht in der Verfassung erwähnt. Dabei machen sie etwa 3,2 % der etwa 26 Millionen Einwohner Australiens aus.
Andere Länder mit First Nations-Angehörigen – wie Neuseeland und Kanada – haben bereits ähnliche Gesetze eingeführt, um die Rechte der indigenen Völkern besser zu schützen. Mit einer Aborigine-Stimme im Parlament würde Australien sich dieser Ländergruppe anschließen.