Annalena Baerbock mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj in Kiew. Als erstes deutsches Kabinettsmitglied seit Kriegsbeginn reiste die Außenministerin am Dienstag in die Ukraine.
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin:
»Ich bin heute wirklich froh, nicht nur als Außenministerin, sondern als Freundin hier in Kiew zu sein und vor allen Dingen in einem freien Kiew zu sein.«
Am Vormittag hatte Baerbock zunächste Butscha besucht, den Vorort von Kiew, in dem russische Soldaten Kriegsverbrechen an Zivilisten verübt haben sollen. Im März, nachdem Putins Armee Butscha verlassen hatte, waren hier Massengräber entdeckt worden, getötete Zivilisten lagen auf der Straße. Baerbock besuchte eine Kirche direkt neben den damaligen Massengräbern, in der Bilder von diesen Szenen ausgestellt waren.
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin:
»Und diese Opfer, auch das spürt man hier so eindrücklich, diese Opfer könnten wir sein. Butscha ist ein Vorort von Kiew, es ist wie Potsdam vor Berlin. Man sieht Spielplätze, man sieht Supermärkte, man sieht Menschen, die zur Arbeit gehen. Und dann sieht man die schlimmsten Spuren von Verbrechen genau daneben. Eine Bombe, die in einen Supermarkt eingeschlagen ist, dann sieht man in dieser Kirche Bilder, wie Menschen einfach nur das getan haben, was jeder Mensch tut, morgens aufstehen, arbeiten gehen, und dabei kaltblütig ermordet worden ist.«
An der Seite der Grünen-Politikerin: die ukrainischen Generalstaatsanwältin, die die Vorfälle untersucht. Ihr sagte Baerbock Unterstützung zu.
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin:
»Und wir sind es diesen Opfern schuldig, dass wir hier nicht nur gedenken, sondern dass wir die Täter zur Verantwortung bringen und ziehen. Und das werden wir als internationale Gemeinschaft tun. Das ist das Versprechen, das wir hier in Butscha geben können und geben müssen.«
Beim Treffen mit ihrem ukrainischen Amtskollegen ging es um die deutsche Abhängigkeit von russischer Energie – Baerbock unterstrich ihren Kurs.
Annalena Baerbock, deutsche Außenministerin:
»Wir haben mehr als deutlich verstanden, dass wirtschaftliche Abhängigkeiten keine Sicherheit bringen, wenn dem Aggressor das Wohl seiner Bevölkerung einfach egal ist. Deshalb reduzieren wir mit aller Konsequenz die Abhäöngigkeit von russischer Energie auf Null, und zwar für immer.«
Deutschland werde in wenigen Tagen mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten an der Panzerhaubitze 2000 beginnen, kündigte Baerbock an. Die ukrainischen Erwartungen an eine schnelle Vollmitgliedschaft der Ukraine in der EU dämpfte die Außenministerin dagegen.