Schutzsuchende aus Myanmar Bangladesch schiebt Rohingya-Flüchtlinge auf umstrittene Insel ab

Seit Jahren beherbergt Bangladesch Hunderttausende aus Myanmar geflohene Rohingya-Muslime. Um die Lager zu entlasten, werden nun Rohingya auf eine Insel umgesiedelt. Das Eiland ist nicht mehr als ein Haufen Schlick.
Ein Rohingya trägt seine Mutter auf der Flucht aus Myanmar nach Bangladesch

Ein Rohingya trägt seine Mutter auf der Flucht aus Myanmar nach Bangladesch

Foto: Dar Yasin/ AP

Die Lage der geflohenen Rohingya in Südasien spitzt sich weiter zu. Vor drei Jahren waren Hunderttausende Rohingya-Muslime aus dem buddhistisch geprägten Myanmar ins Nachbarland Bangladesch geflohen. In Myanmar droht ihnen Verfolgung, immer wieder werden Rohingya-Dörfer niedergebrannt. Uno-Ermittler sprechen von einem »anhaltenden Völkermord«.

Doch auch im Nachbarland ist die Lage für viele Geflohene nicht besser. Das arme Bangladesch ist mit der Masse an Schutzsuchenden überfordert, Hilfe von der Weltgemeinschaft kommt kaum.

Nun hat Bangladesch begonnen, Hunderte Rohingya-Flüchtlinge auf eine Insel zu bringen, die nach Angaben mehrerer Hilfsorganisationen während der Monsunsaison heftigen Stürmen und Überflutungen ausgesetzt ist.

Insgesamt will die Regierung nach eigenen Angaben 100.000 Rohingya aus überfüllten Flüchtlingslagern auf dem Festland auf die knapp 40 Kilometer entfernte Insel Bhashan Char schicken.

Die Hilfsorganisation Amnesty International forderte am Donnerstag in einer Mitteilung , die Überführungen sofort zu stoppen. Zurzeit sei keine unabhängige Beobachtung der Lage vor Ort möglich, da Hilfsorganisationen die Insel nur mit vorheriger Erlaubnis betreten dürften.

Schutzsuchende auf einer Sedimentinsel

Bhashan Char ist eine flache Sedimentinsel, die sich erst in den vergangenen Jahren aus Schlickablagerungen im Mündungsdelta des Flusses Meghna gebildet hat. Während der Regenzeit ist sie über mehrere Monate unbewohnbar. Das bangladeschische Militär will die Insel angeblich bewohnbar machen.

In Bangladesch leben derzeit Hunderttausende Rohingya in Camps. Die meisten sind 2017 vor Militärgewalt in dem Nachbarland Myanmar geflohen. Viele Rohingya verloren durch ein 1983 erlassenes Gesetz die Staatsbürgerschaft. Das Militär von Myanmar und die Regierung unter der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi stehen wegen der Verfolgung international in der Kritik. Die Führung von Myanmar weist Vorwürfe zurück.

Etliche Rohingya wollen in ihre Heimat zurückkehren. Aber die Verhandlungen der Vereinten Nationen mit Myanmar verlaufen schleppend.

Nach Angaben örtlicher Behörden gehen die Rohingya-Flüchtlinge freiwillig auf die Insel, auf die Bangladesch Unterkünfte gebaut hat. Der Geflüchtete Noju Mia sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass er sich für die Umsiedelung gemeldet habe. Es sei versprochen worden, dadurch künftig Priorität bei der Rückkehr in die Heimat zu erhalten.

mrc/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten