Ex-Präsident gegen aktuellen Präsidenten Obama nennt Trump "unfähig, das Amt ernst zu nehmen"

"Das ist keine Realityshow. Dies ist die Realität": Barack Obama hat Donald Trump scharf attackiert. Die Inkompetenz an der Staatsspitze habe in der Coronakrise viele Menschenleben gekostet.
Barack Obama in Philadelphia: "Ich schere mich nicht um die Umfragen"

Barack Obama in Philadelphia: "Ich schere mich nicht um die Umfragen"

Foto: KEVIN LAMARQUE / REUTERS

Lange hat sich Barack Obama mit Kritik an seinem Nachfolger im Weißen Haus zurückgehalten. Im Finale des Wahlkampfs greift er nun jedoch noch einmal ein. Der frühere US-Präsident hat bei seiner ersten Wahlkampfkundgebung zur Unterstützung des Präsidentschaftskandidaten Joe Biden harte Angriffe gegen Amtsinhaber Donald Trump gefahren.

In einer Rede am Mittwoch in Philadelphia bezeichnete Obama den Präsidenten als "unfähig, das Amt ernst zu nehmen". Das Amt an der Spitze des Staates sei "keine Realityshow. Dies ist die Realität", sagte Obama unter Anspielung auf Trumps frühere Rolle in der TV-Serie "The Apprentice".

Botschaften auf Twitter abzusetzen, "während man vor dem Fernseher sitzt, löst nicht die Probleme", sagte Obama über seinen Amtsnachfolger. An die Anhängerschaft seiner Demokratischen Partei appellierte der Ex-Präsident, sich nicht wegen der derzeitigen positiven Umfragewerte für Biden in falscher Sicherheit zu wähnen. "Ich schere mich nicht um die Umfragen", sagte Obama.

Keine Wiederholung der Fehler von 2016

Er verwies auf die vielen irreführenden Umfragen zur Präsidentschaftswahl vor vier Jahren, die einen Sieg der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton über Trump vorausgesagt hatten. Damals seien viele Menschen aufgrund dieser Umfragen "faul und selbstgefällig" geworden und nicht zur Wahl gegangen. Dies dürfe sich nicht wiederholen.

Sowohl in den landesweiten Umfragen als auch in den Befragungen in einzelnen als wahlentscheidend geltenden Bundesstaaten zur Wahl am 3. November liegt Biden vor Trump. Demoskopen versichern, sie hätten aus ihren Fehler vor vier Jahren gelernt und ihre Methoden verbessert.

Der bei vielen Demokraten hoch angesehene Obama hatte sich in den vergangenen Monaten bereits in Videobotschaften hinter Biden gestellt, der ihm acht Jahre lang als Vizepräsident gedient hatte. Der frühere Präsident nahm zudem an Onlineveranstaltungen zum Sammeln von Wahlkampfspenden teil. Nun aber trat er erstmals direkt vor Anhängern auf, um Biden zu unterstützen.

Bei einem weiteren Termin wurde Obama ebenfalls deutlich

Obamas Kundgebung war allerdings wegen der Pandemie als Drive-in-Veranstaltung organisiert, bei der die Zuhörer in ihren Autos sitzen bleiben mussten. Philadelphia liegt im Bundesstaat Pennsylvania, der zu den Schlüsselstaaten bei der Wahl gezählt wird. 2016 hatte Trump dort überraschend gegen Clinton gewonnen.

Vor seiner Wahlkampfrede hatte sich Obama in Philadelphia mit afroamerikanischen Gemeindeführern getroffen. Dabei warf er Trump massive Versäumnisse im Umgang mit der Corona-Pandemie vor. Viele Menschen hätten nicht sterben müssen, wenn es in der Regierung nicht derart viel "Inkompetenz" gegeben und diese nicht derart viele "Falschinformationen" verbreitet hätte, sagte Obama. Er betonte, dass Biden und dessen Vize-Kandidatin Kamala Harris in der Lage seien, "effizienter" mit der Coronakrise umzugehen.

Die USA sind mit rund 8,3 Millionen verzeichneten Infektionsfällen und mehr als 220.000 Todesopfern das am härtesten von der Corona-Pandemie betroffene Land der Welt.

jok/AFP
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