Ehemalige britische Kronkolonie Queen bald nicht mehr Staatsoberhaupt von Barbados

Barbados löst sich von der britischen Krone und bekommt ein neues Staatsoberhaupt – eine Einheimische. Ein Royal muss jetzt bei der Amtseinführung zuschauen: der britische Thronfolger Prinz Charles.
Das scheidende Staatsoberhaupt von Barbados, Queen Elizabeth II., und das künftige, Generalgouverneurin Sandra Mason

Das scheidende Staatsoberhaupt von Barbados, Queen Elizabeth II., und das künftige, Generalgouverneurin Sandra Mason

Foto: JACOB KING; JOHN STILLWELL / AFP

Der karibische Inselstaat Barbados löst sich vom britischen Königshaus und bekommt ein neues Staatsoberhaupt. Bei Feierlichkeiten am Montagabend und Dienstag wird die bisherige Vertreterin von Queen Elizabeth II., Generalgouverneurin Sandra Mason, als neue Staatschefin eingeführt. Der britische Thronfolger Prinz Charles nimmt an der Zeremonie teil, er traf bereits am Sonntag in Barbados ein. Die ehemalige Kronkolonie Barbados hatte 1966 ihre Unabhängigkeit von Großbritannien erlangt, die Queen blieb aber formal das Staatsoberhaupt.

Prinz Charles und Sandra Mason, die Präsidentin in spe von Barbados

Prinz Charles und Sandra Mason, die Präsidentin in spe von Barbados

Foto: TOBY MELVILLE / REUTERS

Britische Kolonialisten verschleppten ungefähr zwischen 1627 und 1807 versklavte Menschen aus Afrika nach Barbados, um die Zuckerrohrfelder der Insel zu bestellen. Barbados wurde zum Brennpunkt des barbarischen transatlantischen Sklavenhandels. Die heutige Bevölkerung von weniger als 300.000 Menschen ist überwiegend afrikanischer Abstammung. Für sie bedeutet der Schritt eine Loslösung vom kolonialen Erbe. Barbados wird allerdings eine Republik innerhalb des Commonwealth bleiben, einer Gruppierung von 54 Ländern in Afrika, Asien, Amerika und Europa.

Die Feierlichkeiten auf Barbados finden zu einer Zeit statt, in der der Inselstaat mit einer Inflation zu kämpfen hat, da Unterbrechungen der Lieferketten die Preise in dem Land in die Höhe treiben, das die meisten Waren importieren muss. Die Tourismusbranche, ein wichtiger Teil der Wirtschaft, erholt sich noch von früheren Reisebeschränkungen durch die Coronapandemie.

Aber Barbados ist nicht die einzige abtrünnige Ex-Kolonie Großbritanniens. Die 95-jährige Queen hat in ihrer Amtszeit bereits zahlreiche Staaten ziehen lassen müssen. Zuletzt wurde die Königin als Staatsoberhaupt 1992 abgesetzt, als Mauritius, eine Insel im Indischen Ozean, sich zur unabhängigen Republik erklärte. Künftig ist sie noch offizielles Staatsoberhaupt von 15 Ländern, darunter Kanada und Australien. Beobachtern zufolge könnten sich nach dem Tod der beliebten Monarchin weitere Länder von der britischen Krone abwenden.

jso/AFP/Reuters

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