In Belarus inhaftiert Begnadigung von Regierungskritikerin Sofia Sapega abgelehnt

Das Regime in Minsk zwang ein Flugzeug zur Landung, um Sofia Sapega und ihren damaligen Freund festzunehmen. In Haft stellte sie ein Gnadengesuch – vergebens.
Sofia Sapega im Mai 2022 vor Gericht

Sofia Sapega im Mai 2022 vor Gericht

Foto:

Leonig Shcheglov / ITAR-TASS / IMAGO

Die in Belarus inhaftierte Oppositionelle Sofia Sapega muss offenbar die vollen sechs Jahre Haft verbüßen, zu denen sie verurteilt worden war. Ihr Gnadengesuch sei abgelehnt worden, berichtete unter anderem das unabhängige russische Portal »Mediazona « unter Berufung auf Sapegas Anwalt.

Der russische Dienst der BBC zitierte  ebenfalls den Anwalt, demnach habe die Begnadigungskommission unter Machthaber Alexander Lukaschenko ihre Entscheidung am 4. Januar Sapega mitgeteilt. An diesem Dienstag habe Sapega ihre Eltern darüber informiert. Sapega will demnach beantragen, zur Verbüßung ihrer Strafe nach Russland gebracht zu werden. Dort könne sie ein neues Gnadengesuch stellen. Sapega ist gebürtige Russin.

Ihre Festnahme im Mai 2021 war um die Welt gegangen: Sapega und ihr damaliger Freund, der Regierungskritiker Roman Protassewitsch, waren bei einer erzwungenen Landung einer europäischen Passagiermaschine von Ryanair in Minsk festgenommen worden. Die EU verhängte deshalb eine Luftraumsperre gegen Belarus.

»Jugend und Dummheit« – oder Druck der Behörden?

Sapega war im Mai von der Justiz des autoritär regierten Landes zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil sie im Messengerdienst Telegram einen oppositionellen Kanal betrieb.

In dem Gnadengesuch hatte Sapega laut einem Bericht des russischsprachigen Dienstes der BBC geschrieben, ihre oppositionelle Tätigkeit sei »Jugend und Dummheit« geschuldet gewesen. Inzwischen habe sie die »Rechtswidrigkeit und Illegitimität vollständig eingesehen«. Unklar blieb aber, unter welchen Bedingungen das Schreiben in der Haft zustande kam.

Aus der Haft hatte zuvor schon Protassewitsch, ehemaliger Chefredakteur des oppositionellen Telegram-Kanals Nexta, seine Kritik an Dauer-Machthaber Lukaschenko widerrufen und sich entschuldigt. Beobachter führen den vermeintlichen Sinneswandel auf massiven Druck der Behörden zurück.

kko/dpa
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