Belarus Erneute Festnahmen bei Protesten gegen Lukaschenko

Minsk: Kundgebung der Opposition am Denkmal des Zweiten Weltkriegs
Foto: Uncredited / dpaIn Belarus ist es erneut zu Massenprotesten gegen Alexander Lukaschenko gekommen - und wieder gingen maskierte Männer gegen die Demonstranten vor. Uniformierte mit Sturmhauben begannen am Sonntagnachmittag mit der Festnahme von Teilnehmern der sechsten Sonntagsdemonstration in Folge. Das melden die Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und die russische Tass aus der Hauptstadt Minsk.
Die vermummten Einsatzkräfte fassten im Stadtzentrum viele friedliche Demonstranten und zwängten sie in Gefangenentransporter. Laut Tass gab es mindestens zehn Festnahmen. Diese Zahl dürfte noch stark steigen. Allein bei einer Demonstration am Samstag gab es rund 200 Festnahmen.
In Minsk waren Hundertschaften von Polizei und Armee im Einsatz. Sie sollten eigentlich einen neuen Massenprotest gegen Machthaber Lukaschenko verhindern. Doch auf Aufnahmen des Telegram-Kanals Nexta aus Minsk sind erneut Tausende Menschen zu sehen, wie sie marschieren und rufen: "Rücktritt!"
In Minsk tens of thousands of people are chanting "Resign!" pic.twitter.com/sM8SZlbY7z
— NEXTA (@nexta_tv) September 20, 2020
Seit der Präsidentenwahl am 9. August kommt es in Belarus täglich zu Protesten. Lukaschenko hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen nach 26 Jahren im Amt zum Wahlsieger erklären lassen. Die Opposition hält dagegen die Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja für die wahre Siegerin.
Am Palast der Republik waren am Sonntag laut dpa mit Sturmgewehren bewaffnete Soldaten postiert. Auch in Seitenstraßen des Prospekts der Unabhängigkeit standen demnach Militärs und Truppen der Miliz. Das stärkste Aufgebot an Einsatzkräften gab es wie an den vorherigen Sonntagen am Präsidentenpalast.
Der 66 Jahre alte Lukaschenko hatte sich dort zuletzt auch zweimal mit Kalaschnikow gezeigt, angeblich um eine Erstürmung des Palastes zu verhindern. Die Proteste verlaufen bisher allerdings vonseiten der Demonstranten stets friedlich.

Festnahmen am Rande der Demonstration in Minsk
Foto: - / AFPDie Behörden sperrten am Sonntag auch Metrostationen in der Innenstadt, um einen Zustrom von Menschen zu verhindern. Auch das mobile Internet funktionierte nicht.
Auch in anderen Städten protestierten erneut Menschen gegen Lukaschenko, darunter in Grodno, Gomel, Witebsk und Chodino. "Es lohnt sich, um die Freiheit zu kämpfen. Habt keine Angst, frei zu sein!", ließ die inhaftierte Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa mitteilen. Sie hatte die Proteste gegen Lukaschenko mit angeführt, bevor sie vor zwei Wochen entführt worden war und dann in Haft kam. Der 38-Jährigen drohen bis zu fünf Jahre Haft wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit. Kolesnikowa weist die Vorwürfe zurück und ließ mitteilen, dass sie nichts bereue und alles wieder so tun würde.