Proteste in Belarus Hundertschaften gegen Lukaschenko-Gegner

Zehntausende demonstrieren gegen die Amtseinführung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko. Es ist der fünfzigste Protesttag. Der Machthaber schickte ein Großaufgebot der Polizei und ließ hart durchgreifen.
Junge Frau bei einer Demonstration in Minsk

Junge Frau bei einer Demonstration in Minsk

Foto: AP

Trotz eines Großaufgebots an Militär und Miliz haben in Belarus neue Proteste gegen den Machthaber Alexander Lukaschenko begonnen. Schon vor der traditionellen Sonntagsdemonstration gab es zahlreiche Festnahmen, wie mehrere Portale im Nachrichtenkanal Telegram zeigten.

Die Metrostationen im Stadtzentrum waren wie an den vergangenen Sonntagen geschlossen, damit möglichst wenige Menschen zu den Protesten gelangen. Auch schalteten die Behörden erneut das mobile Internet ab, damit sich Menschen nicht verabreden.

Am Palast der Republik bezogen Soldaten Stellung. In den Seitenstraßen standen Gefangenentransporter und Hundertschaften der Miliz bereit. Wie eine Festung war der Präsidentenpalast gesichert, weil die Behörden befürchten, dass die Protestmenge den Sitz von Lukaschenko stürmen könnte. Die friedlichen Proteste richteten sich diesmal konkret gegen die international kritisierte sechste Amtseinführung von Lukaschenko am vergangenen Mittwoch.

Der 66-Jährige hatte sich in einem weithin als Geheimoperation kritisierten Staatsakt zum sechsten Mal in Folge als Staatschef vereidigen lassen. Die Demokratiebewegung in Belarus, aber auch die EU erkennen ihn nicht mehr als Präsidenten an. Die Demonstranten sehen die 38-jährige Swetlana Tichanowskaja als die wahre Siegerin Präsidentenwahl am 9. August.

Die Sonntagsdemonstration war - wie schon die Frauenkundgebung am Samstag - Tichanowskaja gewidmet - "als echte Amtseinführung durch das Volk". Die Oppositionsführerin, die vor Lukaschenkos Machtapparat ins benachbarte EU-Land Litauen geflüchtet war, begrüßte den Mut ihrer Landsleute, die nun schon den fünfzigsten Tag in Folge auf die Straße gingen und trotz brutaler Festnahmen keine Angst zeigten.

hej/dpa
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