Erzwungene Ryanair-Landung Lukaschenko nennt inhaftierten Protassewitsch einen »Terroristen«

Die EU reagierte auf die Zwangslandung eines Flugzeugs in Minsk mit Sanktionen. Machthaber Lukaschenko droht nun mit Gegenmaßnahmen – und beschimpfte den festgenommenen Oppositionellen Roman Protassewitsch.
Machthaber Alexander Lukaschenko (am 9. Mai in Minsk)

Machthaber Alexander Lukaschenko (am 9. Mai in Minsk)

Foto: Andrei Stasevich / imago images/ITAR-TASS

Vor Abgeordneten in der Hauptstadt Minsk hat sich der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko in Rage geredet. Der Diktator bezeichnete den bei der erzwungenen Landung einer Ryanair-Maschine festgenommenen Regimekritiker Roman Protassewitsch als »Terroristen«.

Der 26-Jährige und seine Helfer hätten einen »blutigen Aufstand« in Belarus geplant, sagte Lukaschenko. »Sie sollten die Hauptsache hier verstehen: An Bord des Flugzeugs war ein Terrorist«, sagte Lukaschenko laut der Zeitung des Präsidentenamtes, »Belarus Segodnja«. Das sei über die Grenze von Belarus hinaus bekannt gewesen, meinte er mit Blick auf Russland.

Zugleich warf Lukaschenko Protassewitsch vor, er habe in der Ostukraine aufseiten von Regierungstruppen gekämpft. »Er hat viel Erfahrung als Söldner.« Der Journalist hatte zwar 2014 als Reporter aus der Ukraine berichtet. Damals begann im Osten des Landes der Krieg zwischen prorussischen Kräften und der Zentralregierung in Kiew. Kampfhandlungen sind Protassewitsch aber nicht nachgewiesen worden.

DER SPIEGEL

Trotzdem behauptete Lukaschenko nun: »Dieses Dreckschwein hat im Südosten der Ukraine Menschen getötet. Diese Fakten sind nicht nur bei uns, sondern auch bei unserem Bruderstaat Russland bekannt – und in der ganzen Welt.« In Belarus steht auf sehr schwere Verbrechen die Todesstrafe, die auch noch vollstreckt wird.

Dass Belarus Protassewitsch und dessen russische Partnerin festgenommen habe, sei das souveräne Recht des Landes gewesen. In einer Rede im belarussischen Parlament hatte Lukaschenko zuvor behauptet, es habe eine Bombenwarnung aus der Schweiz gegeben, weshalb die Maschine gelandet sei. Die Warnung sei auch in Griechenland und in Litauen eingegangen.

Lukaschenko drohte der EU als Reaktion auf die gegen Belarus verhängten Sanktionen mit Gegenmaßnahmen. »Wir werden nicht schweigen und niederknien«, sagte er. Der 66-Jährige ließ aber offen, was er vorhat.

Die EU will Diplomaten zufolge mit ihren geplanten neuen Strafmaßnahmen unter anderem die für die Devisenbeschaffung von Belarus wichtige Kali-Industrie treffen. Die Opposition forderte einmal mehr ein hartes Durchgreifen der westlichen Länder gegen die autoritäre Führung in Minsk.

DER SPIEGEL
als/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren