Partisanenkrieg gegen russischen Vormarsch? Belarus nimmt vier Verdächtige wegen »Sabotage« an Bahnstrecken fest

Die Männer sollen Anlagen der belarussischen Bahn beschädigt haben – mit dem Ziel, russische Truppen aufzuhalten. Bei der Festnahme durch die Polizei wurden die Verdächtigen schwer verletzt.
Bahngleise (Symbolbild)

Bahngleise (Symbolbild)

Foto: DANIEL ROLAND/ AFP

Die Polizei von Belarus hat am Mittwoch die Festnahme von vier Verdächtigen bekanntgegeben, die Bahnanlagen »sabotiert« haben sollen. Nach Angaben des belarussischen Vize-Innenministers Gennadi Kasakewitsch wurden die Männer in der Nacht zum 30. März und zum 1. April festgenommen, die Polizeieinheiten hätten Schusswaffen angewendet.

Belarus ist ein enger Verbündeter Russlands. Ein Teil der russischen Truppen kam beim Einsatz gegen die Ukraine über das belarussische Staatsgebiet.

Kasakewitsch sagte in einem Video, drei Verdächtige seien in der Region Bobruisk im Zentrum des Landes festgenommen worden. Die 27 und 28 Jahre alten Verdächtigen beschädigten demnach Schaltkästen und Signalanlagen der Bahn. Sie seien verletzt worden, nachdem sie bei der Festnahme »aktiven Widerstand« geleistet hätten. Das Ministerium zeigte ein Video, auf dem einer der Verdächtigen zu sehen war. Sein Gesicht war geschwollen, die Hände waren auf dem Rücken zusammengebunden.

Der vierte Mann, gegen den ähnliche Beschuldigungen vorlagen, wurde bei seiner Festnahme »schwer verletzt«, sagte Kasakewitsch. Das belarussische Innenministerium warnte, dass jede Handlung mit dem Ziel solcher Sabotagen gegen das belarussische Bahnsystem »unter Einsatz von Waffen« verhindert werde. Nach Angaben der belarussischen Behörden fordern »extremistische« Gruppierungen über Telegram-Messengerdienste dazu auf, Anschläge auf die belarussische Bahn zu verüben.

2020 wurde Belarus von Protesten gegen Präsident Alexander Lukaschenko erschüttert, die er niederschlagen ließ. Seit dem Beginn der russischen Intervention in der Ukraine haben Gruppen der belarussischen Opposition dazu aufgefordert, Partisanengruppen zu bilden und einen »Bahn-Krieg« zu führen, um das Vorankommen der russischen Truppen zu verlangsamen. Am 30. März hieß es im unabhängigen belarussischen Medium Zerkalo, 40 Mitarbeiter der belarussischen Bahn seien festgenommen worden. Sie stehen im Verdacht, sich mit einer Gruppe von oppositionellen Bahnbeschäftigten über Telegram verständigt zu haben.

jso/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren