Massenproteste in Belarus Oppositionsführerin Tichanowskaja dankt EU-Parlament

Tichanowskaja: "Das ist weder eine antieuropäische noch eine proeuropäische Revolution."
Foto: Mindaugas Kulbis / dpaSwetlana Tichanowskaja hat dem EU-Parlament für die Unterstützung im Kampf für Neuwahlen in Belarus gedankt. "Lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen, die Dankbarkeit des belarussischen Volkes zum Ausdruck zu bringen", sagte die Präsidentschaftskandidatin in einer Videoschalte mit dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten. Das offizielle Wahlergebnis sei gefälscht worden und werde von der Bevölkerung zurückgewiesen. Tichanowskaja war nach der Präsidentschaftswahl nach Litauen ausgereist.
Tichanowskaja betonte zudem erneut, dass die Proteste gegen die Führung um Präsident Alexander Lukaschenko keinen geopolitischen Hintergrund hätten. "Das ist weder eine prorussische noch eine antirussische Revolution. Das ist weder eine antieuropäische noch eine proeuropäische Revolution. Das ist eine demokratische Revolution", sagte sie. Man sei bereit für Verhandlungen mit Regierungsvertretern und dazu, Verhandlungsführer zu ernennen.
Tichanowskaja spricht von "friedlicher Revolution"
Mit Blick auf die große Beteiligung an den Protesten sagte sie: "Wir sind keine Opposition mehr, wir sind jetzt die Mehrheit." Es sei eine "friedliche Revolution", die gerade stattfinde.
Der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, David McAllister (CDU), sicherte Tichanowskaja nach ihrem Redebeitrag weitere Unterstützung zu. "Wir wünschen Ihnen alle Kraft und Ausdauer für den Kampf für die Demokratie und die Achtung der Menschenrechte und Freiheiten in Ihrem Land", sagte der CDU-Politiker. "Seien Sie versichert, dass wir die Entwicklungen weiterhin genau verfolgen und die Unterstützung anbieten werden, die Ihre Nation in dieser herausfordernden Zeit benötigt."
In Belarus gibt es seit mehr als zwei Wochen Proteste und Streiks gegen den autoritären Staatschef Lukaschenko. Auslöser war die von Fälschungsvorwürfen überschattete Wahl, bei der sich der 65-Jährige mit 80,1 Prozent der Stimmen zum Sieger hatte erklären lassen.