Kampf gegen Lukaschenko Tichanowskaja erklärt sich zur Führung von Belarus bereit

Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja
Foto:Victor Lisitsyn / Russian Look / imago images
Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja hat sich bereit erklärt, die Führung in ihrer Heimat zu übernehmen. In einer Videobotschaft forderte sie die Schaffung eines rechtlichen Rahmens, um sicherzustellen, dass faire Neuwahlen abgehalten werden können.
Tichanowskaja war nach dem umstrittenen Wahlsieg von Präsident Alexander Lukaschenko nach Litauen ausgereist, um sich in Sicherheit zu bringen. Ihr Mann ist als Oppositioneller seit Längerem in Belarus in Haft.
In dem Video fordert sie auch die Sicherheitskräfte und Mitarbeiter der Justiz auf, die Seite zu wechseln. Dann würde diesen ihr Verhalten in der Vergangenheit vergeben.
Lukaschenkos Gegner in Belarus riefen derweil zu Beginn der neuen Arbeitswoche zu flächendeckenden Streiks in den Staatsbetrieben auf. Die Arbeitsniederlegungen sollen die Basis für den Machtapparat brechen - die staatlichen Betriebe gelten in der Ex-Sowjetrepublik als elementar für das Funktionieren des Staates.
Die Arbeitskollektive sollten vor allem ihren Unmut über die Folter in den Gefängnissen und über die Todesfälle äußern, hieß es in den Aufrufen. Am Morgen begannen bereits erste Streiks.
Experten gehen davon aus, dass Lukaschenko über die Streiks am schnellsten zum Aufgeben gedrängt werden kann. Er selbst wird an diesem Montag bei dem Fahrzeughersteller MZKT erwartet, wo er die Belegschaft auf Linie bringen will. Lukaschenko hatte am Sonntag bei einer Kundgebung mit Unterstützern in einer Rede noch einmal betont, dass er die Macht nicht hergebe (lesen Sie hier eine Analyse). Das Staatsfernsehen zeigte die Rede am Montag erneut.
An den größten Protesten bisher überhaupt im ganzen Land nahmen nach Schätzungen von Aktivisten am Sonntag mehr als eine halbe Million Menschen teil. Allein in der Hauptstadt Minsk waren es über 100.000. Proteste in dieser Größenordnung in Belarus gelten als historisch. Sie verliefen friedlich.
Die Polizei schritt - anders als in der vergangenen Woche - nicht mehr ein. Die Lage ist gespannt, weil die Behörden die Proteste für illegal erklärt haben. Es stehen auch Militärfahrzeuge bereit, wie auf Fotos im Nachrichtenkanal Telegram zu sehen ist.