In dieser riesigen Lagerhalle im ostbelgischen Tournai warten sie – auf die Verschrottung oder doch noch ihren Einsatz: gebrauchte Militärfahrzeuge, darunter Dutzende Leopard-1-Panzer aus deutscher Produktion, Vorgänger des Leopard-2.
Freddy Versluys, Geschäftsmann: »Wir haben ihn vor etwa acht Jahren auf dem Markt gekauft. Es gibt ihn hier zu kaufen, aber so wie er ist, können wir ihn natürlich nicht verwenden. Wir brauchen eine vollständige Nachrüstung, wir müssen uns die Feuerleitanlage ansehen. Wir müssen sie also erst wieder auf Vordermann bringen, bevor wir sie in irgendeiner Form auf dem Schlachtfeld einsetzen können.«
Das Geschäftsmodell: Versluys kauft mit seiner Firma ausrangierte Militärausrüstung in der Hoffnung, dass jemand sie in Zukunft haben will. Durch den Ukrainekrieg winkt Waffenhändlern wie ihm ein fettes Extra-Geschäft.
Freddy Versluys, Geschäftsmann: »Ich habe erst kürzlich einen Anruf von der ukrainischen Regierung erhalten. Es gibt also ein großes Interesse. Aber das liegt daran, dass die deutsche Regierung nun Exportlizenzen erteilt hat, die gab es bis heute nicht. Wir sprechen auch mit der britischen und der schwedischen Regierung, es gibt also viele interessierte Regierungen. Aber wir müssen abwarten, was passiert.«
Mit der belgischen Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder lieferte sich Versluys einen öffentlichen Streit über die mögliche Lieferung von Panzern in die Ukraine. Denn Belgien hat die Lieferung eigener Kampfpanzer dorthin bisher abgelehnt – vor allem aus einem Grund: Es hat gar keine eigenen mehr. Die letzten 50 Panzer hat die Armee vor fünf Jahren ausrangiert und verkauft – an Versluys’ Unternehmen.
Ludivine Dedonder, Verteidigungsministerin Belgien: »Diese belgischen Panzer wurden zu einem Preis von 10.000 bis 15.000 Euro pro Stück verkauft, da sie nicht mehr funktionstüchtig waren. Nichts hindert uns daran, sie zurückzukaufen, aber sie sind nicht einsatzfähig. Und wir werden sie auch nicht zu unangemessenen Preisen zurückkaufen. Im Moment gibt es belgische Unternehmen, die eine unangemessene Gewinnspanne erzielen.«
Journalist: »Zu welchem Preis würden sie weiterverkauft werden?«
Ludivine Dedonder, Verteidigungsministerin Belgien: »Vor einigen Monaten haben sie uns einen Rückverkaufspreis von 500.000 Euro pro Stück für ein Gefährt genannt, das in einem Lagerhaus gelagert wird und das mit wenig Arbeit wieder einsatzfähig wäre.«
Mit anderen Worten: Die Wette von Versluys, altes Kriegsgerät billig aufzukaufen und mit großem Gewinn wieder abzugeben, könnte aufgehen – auch wenn die Fahrzeuge zum Teil erst wieder instandgesetzt werden müssen. Denn im Ukrainekrieg zählt jeder Tag – und jeder einzelne Panzer.