Umkämpfte Region Aserbaidschan und Armenien einigen sich auf Waffenruhe in Bergkarabach

Hunderte Menschen sind bei Gefechten gestorben – nun jedoch sollen in Bergkarabach die Waffen schweigen. Darauf verständigten sich Aserbaidschan und Armenien. Friedenstruppen sind auf dem Weg.
Zerstörtes Gebäude in Ganja: "Wendepunkt in der Beilegung des Konflikts"

Zerstörtes Gebäude in Ganja: "Wendepunkt in der Beilegung des Konflikts"

Foto: UMIT BEKTAS / REUTERS

In der umkämpften Kaukasus-Region Bergkarabach haben Armenien und Aserbaidschan die Kampfhandlungen eingestellt. Der armenische Premierminister Nikol Paschinjan erklärte, er habe am Dienstagmorgen nach mehr als einem Monat Blutvergießen einen Vertrag mit Aserbaidschan und Russland unterzeichnet, um den militärischen Konflikt um die Region zu beenden.

Die Vereinbarung sieht demnach einen Gefangenenaustausch vor. Beide Seiten sollten die Überreste der getöteten Soldaten austauschen, Flüchtlinge unter Aufsicht der Vereinten Nationen in ihre Heimat zurückkehren. Russische Grenztruppen übernehmen die Kontrolle über die Transportverbindungen zwischen Karabach und Armenien. Aserbaidschan und Armenien hätten sich verpflichtet, ihre aktuellen Positionen einzufrieren, hieß es.

Ein Kremlsprecher bestätigte die Nachricht, berichteten russische Nachrichtenagenturen. Auch die Regierung in Baku vermeldete die Einigung. Es handele sich um "einen entscheidenden Wendepunkt in der Beilegung des Konflikts", so Staatschef Ilham Aliyev.

Arayik Harutyunyan, Regionalpräsident der Region Bergkarabach, schrieb auf Facebook, er habe zugestimmt, "den Krieg so schnell wie möglich zu beenden". Es werde eine gemeinsame Friedensmission von Türken und Russen geben. Von russischer Seite würden 1960 Soldaten eingesetzt für die Zeit von fünf Jahren mit der Option einer Verlängerung um weitere fünf Jahre. Die Entsendung habe bereits begonnen.

Kreml spricht von "dauerhafter Lösung der Krise"

Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte ebenfalls an, Friedenstruppen in die Region zu entsenden. Von türkischer Beteiligung sprach er indes nicht. Er hoffe, dass das Abkommen zur Beendigung der Kriegshandlungen "die notwendigen Bedingungen für eine dauerhafte und umfassende Lösung der Krise um Bergkarabach schaffen".

Die Türkei hatte sich in dem Konflikt hinter Aserbaidschan gestellt, während Russland und Armenien ein Verteidigungsbündnis unterhalten.

In den vergangenen Wochen sind bei Kämpfen Hunderte Menschen getötet worden, Anläufe zu einer Waffenruhe scheiterten. In Bergkarabach leben überwiegend christliche Armenier. Völkerrechtlich gehört das Gebiet zum mehrheitlich islamischen Aserbaidschan, obwohl es sich 1991 losgesagt hatte.

jok/dpa/Reuters
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