Konflikt in Bergkarabach Neue Waffenruhe hält nur wenige Stunden

Seit Sonntagnacht sollte im umkämpften Bergkarabach eine neue Waffenruhe gelten - doch diese wurde offenbar schon gebrochen. Armenien und Aserbaidschan beschuldigen sich gegenseitig, gefeuert zu haben.
Zerstörte Teile von Stepanakert in Bergkarabach Anfang Oktober

Zerstörte Teile von Stepanakert in Bergkarabach Anfang Oktober

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Pablo Gonzalez / imago images/Eastnews

Im Konflikt um die Kaukasus-Region Bergkarabach ist die am Samstag ausgehandelte Waffenruhe offenbar brüchig. Armenien und Aserbaidschan beschuldigten sich am Sonntag gegenseitig, die seit Mitternacht geltende Feuerpause missachtet zu haben.

Das armenische Verteidigungsministerium erklärte, die aserbaidschanische Artillerie habe in der Nacht einen Angriff auf Militärstellungen in der Enklave gestartet und zweimal gefeuert. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium teilte mit, die Gegend um die Stadt Dschabrail sei mit Mörsern und Artillerie beschossen worden. Man habe deshalb angemessene Vergeltungsmaßnahmen ergriffen.

Das Verteidigungsministerium der Region gab an, die Zahl der getöteten Soldaten habe sich seit Beginn der Kämpfe Ende September auf 673 erhöht. Es gäbe Tote und Verwundete auf beiden Seiten. Aserbaidschan hatte am Samstag mitgeteilt, 60 aserbaidschanische Zivilisten seien getötet und 270 verletzt worden. Zahlen zu den militärischen Verlusten nannte die Führung in Baku nicht.

Die nun gebrochene "humanitäre Waffenruhe" sollte in der Nacht zum Sonntag um Mitternacht Ortszeit in Kraft treten. Das hatten die Außenministerien beider Länder am Vortag in gleichem Wortlaut mitgeteilt.

Armenien und Aserbaidschan hatten bereits eine Woche zuvor einer von Russland vermittelten Waffenruhe zugestimmt. Diese wurde jedoch ebenfalls kurz darauf mehrfach gebrochen. Beide Seiten warfen sich auch damals gegenseitig Verstöße vor und berichteten über Kämpfe. So hatte Aserbaidschan Armenien beschuldigt, bei dem Beschuss der Stadt Ganja 13 Zivilisten getötet und über 50 weitere Menschen verletzt zu haben. Armenien wiederum hatte Aserbaidschan anhaltende Angriffe vorgeworfen.

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Bergkarabach: Leben im ewigen Krieg

In der Region im Südkaukasus leben überwiegend christliche Armenier. Die dortige Führung wird von der armenischen Regierung in Eriwan unterstützt. Völkerrechtlich gehört das Gebiet seit der Sowjetzeit zum mehrheitlich islamischen Aserbaidschan, von dem es sich 1991 losgesagt hatte. Die gegenwärtigen Kämpfe begannen am 27. September und sind die schwersten seit dem Krieg 1991 bis 1994, in dem rund 30.000 Menschen getötet wurden.

Durch den Südkaukasus laufen wichtige Erdgas- und Ölpipelines. Da Armenien mit Russland verbündet ist und Aserbaidschan von der Türkei unterstützt wird, droht eine Ausweitung des Konflikts über die Region hinaus.

ire/Reuters
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