Russlands Präsident Putin geht von mehreren Tausend Toten aus

Im Konflikt um Bergkarabach hat sich Russland bislang erfolglos als Vermittler versucht. Kremlchef Putin nennt nun Opferzahlen zu den Gefechten, die die Angaben der beiden Konfliktparteien deutlich übersteigen.
Wladimir Putin: "Ich hoffe sehr, dass unsere amerikanischen Partner gemeinsam mit uns handeln"

Wladimir Putin: "Ich hoffe sehr, dass unsere amerikanischen Partner gemeinsam mit uns handeln"

Foto:

Alexei Druzhinin / AP

Der Konflikt um Bergkarabach im Südkaukasus fordert trotz internationaler Vermittlungsversuche weiter Todesopfer. Russlands Präsident Wladimir Putin geht davon aus, dass seit dem Wiederaufflammen der Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan mehrere Tausend Menschen getötet worden sind.

Bislang habe es auf beiden Seiten jeweils knapp 2000 Todesopfer gegeben, sagte Putin in Moskau. Damit nähere sich die Gesamtzahl der Toten "schon 5000". Der russische Präsident nahm dabei Bezug auf "unsere Daten".

Putins Angaben sind höher als die der beiden Konfliktparteien. Die Behörden in Bergkarabach teilten mit, dass bislang 874 Soldaten getötet worden seien. Zudem seien bereits mehr als 30 Zivilisten gestorben. Die aserbaidschanische Seite spricht von 63 getöteten Zivilisten, nennt aber weiterhin keine Todeszahlen für das Militär.

Putin setzt nun auch auf den Einfluss der USA zur friedlichen Lösung des Konflikts. "Ich hoffe sehr, dass unsere amerikanischen Partner gemeinsam mit uns handeln und bei der Beilegung helfen werden", sagte er beim sogenannten Waldai-Klub, einem wichtigen Expertenforum in Russland. Hintergrund sind geplante Gespräche der Außenminister von Armenien und Aserbaidschan in Washington.

Es gab bereits zwei Vereinbarungen zu Waffenruhen, die jeweils kurz nach Inkrafttreten brüchig waren. Dafür gaben sich beide Seiten gegenseitig die Verantwortung - ebenso wie für den Ausbruch der Kämpfe Ende September. Die erste Feuerpause war unter Vermittlung des Kreml beschlossen worden. Armenien sieht Russland als seine Schutzmacht an. Aserbaidschan sieht die Türkei als seinen wichtigsten Verbündeten.

Stoltenberg: Türkei soll "ihren beträchtlichen Einfluss in der Region" nutzen

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg forderte am Donnerstag die Regierung in Ankara auf, zur Entspannung des Konflikts beizutragen. Armenien und Aserbaidschan müssten ihre Feindseligkeiten einstellen und einen sofortigen Waffenstillstand einhalten, sagte Stoltenberg nach einer Videokonferenz der Nato-Verteidigungsminister. Er erwarte von der Türkei als Nato-Mitglied, dass diese "ihren beträchtlichen Einfluss in der Region nutzt, um die Spannungen zu beruhigen".

Der Konflikt dauert bereits seit drei Jahrzehnten an. Putin sagte: "Sogar wenn 30 Jahre Verhandlungen kein Resultat geben, heißt das nicht, dass man anfangen soll zu schießen." Der Kremlchef drängte einmal mehr darauf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

In dem Konflikt vermitteln Russland, Frankreich und die USA als sogenannte Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Putin schloss eine Änderung des Formats nicht aus, ohne konkret zu werden.

mes/dpa/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten