Videos verifiziert Zwei Zivilisten in Bergkarabach enthauptet – mutmaßlich durch aserbaidschanische Soldaten

Russischer Soldat in der nun Aserbaidschan zugeschlagenen Region Bergkarabach
Foto: Emrah Gurel / APDie Bilder aus Bergkarabach sind erschütternd: Zahlreiche Gebäude in etlichen Städten sind nach dem 44-tägigen Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan zerstört, Tausende Menschen haben die inzwischen unter aserbaidschanischer Kontrolle stehende Region verlassen.
Nach Angaben des britischen »Guardian « ist nun auch Bildmaterial bestätigt, das nach der Übergabe des Gebiets mutmaßlich aserbaidschanische Soldaten bei Kriegsverbrechen zeigt.
Der Zeitung zufolge sollen zwei armenische Zivilisten, die sich nach Ankunft der aserbaidschanischen Armee weigerten, ihre Häuser in Bergkarabach zu verlassen, enthauptet worden sein. Der »Guardian« hat Videos der Hinrichtungen verifiziert, die demnach teils seit November im Internet kursierten.
Wie laut dem Bericht unter anderem frühere Nachbarn bestätigten, handelt es sich um einen 69-Jährigen aus dem Dorf Madatashen und einen 82-Jährigen aus dem Dorf Asych.
Die mutmaßlichen Täter aus den Videos tragen laut der Zeitung Uniformen, die mit denen des aserbaidschanischen Militärs übereinstimmen. Die Videos sind demnach nur die Spitze zahlreicher im Netz kursierender Aufnahmen, die Misshandlungen gegen Angehörige der armenischen Ethnie aus Bergkarabach belegen sollen.
In dem vom 27. September bis 9. November andauernden Konflikt waren mehr als 5000 Menschen ums Leben gekommen. Rund 90.000 Menschen, was etwa 60 Prozent der Einwohner von Bergkarabach entspricht, flohen während der Kämpfe. Die Region ist seit Jahrzehnten zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan umkämpft.
Das zuletzt geschlossene Waffenstillstandsabkommen zwischen Baku und Eriwan sieht vor, dass beide Kriegsparteien jene Gebiete behalten dürfen, in denen sie derzeit die Kontrolle haben – was für Armenien nach den Gefechten große Gebietsverluste bedeutete.
Aufnahmen steigern gegenseitigen Hass – nach Kriegsende
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte Armenien und Aserbaidschan zuletzt aufgefordert, die mutmaßlichen Kriegsverbrechen umgehend aufzuklären. Dabei nannte die Organisation nicht nur die Enthauptungen der beiden Zivilisten, sondern auch ein Video, das zeigen soll, wie einem aserbaidschanischen Grenzsoldaten die Kehle durchgeschnitten wird.
Durch die Aufnahmen würden Traumata entstehen, aus denen »gesteigerter Hass resultiert«, zitierte der »Guardian« eine Sprecherin der Organisation Human Rights Watch. »Selbst jetzt, wo die Kampfhandlungen vorbei sind.«