Straßenschule in Neapel Eine Zukunft für die Generation Drogenkrieg

Kinder wie der zwölfjährige Giuseppe wachsen in dem Viertel Ponticelli in Neapel mit Armut und Schießereien auf
Foto: Alessio Mamo
In Reportagen, Analysen, Fotos, Videos und Podcasts berichten wir weltweit über soziale Ungerechtigkeiten, gesellschaftliche Entwicklungen und vielversprechende Ansätze für die Lösung globaler Probleme.
An manchen Tagen dringen Polizisten bei Razzien in die Wohnungen von Nachbarn ein, an anderen Tagen bekriegen sich verfeindete Gangs. In den Siedlungen der süditalienischen Hafenstadt Neapel wachsen Kinder in einer Welt auf, in der Armut, Drogen, Kriminalität und Schießereien zum Alltag gehören und manche von ihnen werden selbst als Handlanger rekrutiert.
Experten warnen davor, dass der Stadt eine neue Gewaltwelle droht – vor Kurzem wurden mehrere Menschen ermordet, im Viertel Ponticelli explodierte ein Sprengsatz. In Neapel und Umland sind Camorra-Clans, deren Bosse immer jünger werden, aktiv. Und auch sogenannte »Baby Gangs« terrorisieren die Stadt – junge Banden, die immer dreister auftreten, dealen, prügeln, Überfälle begehen, auch töten .
Um die Gewalt nachhaltig zu bekämpfen und den Gangs den Nachwuchs zu entziehen, müsste Neapel die grundlegenden Probleme angehen, Zugang zu guter Bildung schaffen und der jungen Generation Perspektiven bieten, insbesondere in den armen Vierteln der Stadt.

Arbeitslosigkeit und Armut haben in Vierteln wie Ponticelli ihre Spuren hinterlassen
Foto: Alessio MamoDoch der Süden Italiens ist seit Jahrzehnten vom reichen Norden abgehängt. In Neapel sind Armut und Arbeitslosigkeit weitverbreitet, in den vergangenen Jahrzehnten haben viele große Fabriken geschlossen. Jugendliche finden heute selten einen Job, viele haben nicht einmal eine richtige Ausbildung.
Besonders Schüler in armen Vierteln verlassen die Schule häufig ohne einen Abschluss. In Neapel lag die Schulabbrecherquote schon vor Corona bei rund 20 Prozent, doppelt so hoch wie in Europa. Die Pandemie verschärft das Problem . Mittel für guten Unterricht fehlen, die Schulen sind marode und schlecht ausgestattet.
»Nur eine Armee von Lehrern kann das Schicksal dieser Stadt verändern«, glaubt auch der italienische Mafia-Experte Roberto Saviano, der den Drogenkrieg und den Kreislauf von Armut und Gewalt in seinem mittlerweile auch verfilmten Buch »Der Clan der Kinder« beschreibt.
In dem vernachlässigten Industrieviertel Ponticelli versucht eine Bildungsinitiative, Kindern andere Möglichkeiten aufzuzeigen – und sie zu motivieren, ihren Schulabschluss zu machen und ihre Zukunft selbst zu bestimmen. Der italienische Fotograf Alessio Mamo hat das Projekt besucht.
Sehen Sie in der Fotostrecke, wie Kinder für ihr Leben lernen:

Ausweg aus Armut und Gewalt: Wie ein Lernprojekt Kinder von der Straße holt
Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft
Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.
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