Umstrittener Polizeieinsatz in Brasilien Bolsonaro verteidigt Verkehrspolizei nach Erstickungstod eines Verdächtigen

Proteste in Rio nach dem Tod von Genivaldo de Jesus Santos
Foto: MAURO PIMENTEL / AFPBrasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat nach dem Tod eines Mannes bei einer Verkehrskontrolle die Polizei verteidigt. »Ich bedauere, was passiert ist«, sagte der rechtspopulistische Politiker am Montag – aber die Autobahnpolizei mache im Allgemeinen »einen außergewöhnlichen Job«. Zuvor hatten Videos des umstrittenen Polizeieinsatzes für Aufsehen gesorgt. Beamte hatten vergangene Woche einen Verdächtigen in den Kofferraum ihres Wagens gezwungen und eine Tränengasgranate hinterhergeworfen. Der Mann erstickte.
Während der 38-Jährige schrie und verzweifelt um sich trat, drückten die Beamten auf die Tür, aus der dichter Rauch quoll. Als die noch heraushängenden Beine des Mannes schlaff wurden, schoben die Polizisten sie in den Kofferraum und schlossen die Klappe.
Die Autobahnpolizei hatte erklärt, der offenbar an Schizophrenie leidende Mann sei »aggressiv« geworden. Die Beamten hätten daraufhin »Immobilisierungstechniken mit geringerer Einwirkung« angewandt. Die Behörde bedauerte den »Vorfall« und kündigte ein »Disziplinarverfahren« gegen die beiden Polizisten an. Diese sind seitdem vom Dienst suspendiert.
Bolsonaros Nähe zur Polizei
Bolsonaro versprach am Montag zwar »Gerechtigkeit«. Aber der Fall sollte »ohne Übertreibung und ohne den Druck der Medien behandelt werden, die immer auf der Seite der Kriminellen stehen«, fügte er hinzu. Der rechtspopulistische Präsident steht der Armee und Polizei sehr nahe. Sein Gegner bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden Oktober, der frühere Amtsinhaber Luiz Inácio Lula da Silva, hatte die grassierende Polizeigewalt im Wahlkampf öfter angeprangert.
Nach dem Tod von Genivaldo de Jesus Santos kam es in mehreren brasilianischen Städten zu Straßenprotesten. Demonstranten und Oppositionspolitikerinnen warfen der Polizei Brutalität und Rassismus vor. In sozialen Medien war von einem »Gaskammer-Mord« die Rede.