Neuer Rückschlag nach dem »Partygate« Vier enge Vertraute Johnsons treten zurück

Boris Johnson
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Innerhalb weniger Stunden haben vier hochrangige Mitarbeiter des britischen Premierministers Boris Johnson ihren Rücktritt angekündigt. Seine politische Beraterin Munira Mirza, die insgesamt 14 Jahre für Johnson arbeitete, war die erste, Stabschef Dan Rosenfield als auch Privatsekretär Martin Reynolds folgten. Zuvor hatte bereits Kommunikationschef Jack Doyle sein Amt zur Verfügung gestellt.
Johnson hatte Oppositionführer Keir Starmer am vergangenen Montag im Parlament vorgeworfen, dass in seiner Zeit als Leiter der Staatsanwaltschaft nicht gegen den pädophilen BBC-Moderator Jimmy Savile ermittelt worden sei. Savile gilt als einer der schlimmsten Sexualverbrecher der britischen Geschichte. Er starb 2011, ohne je für seine Taten strafrechtlich belangt worden zu sein. Starmer war zwar damals im Amt, hatte aber mit dem Fall Savile nichts zu tun.
Mirza warf Johnson in einem Kündigungsbrief, der dem britischen »Spectator« vorliegt , eine »unangemessene« Referenz zu einem entsetzlichen Missbrauchsfall vor, für die es keine »faire oder vernünftige Grundlage« gebe. Zwar habe Johnson versucht, seinen Kommentar nachträglich zu erklären, aber sich – anders als von ihr empfohlen – nicht entschuldigt, schrieb die Beraterin.
Erneuter Schlag für Johnson
Britische Kommentatoren werteten die Rücktritte als weiteren Schlag für Johnson, der wegen der »Partygate«-Affäre heftig unter Druck steht. Ein Untersuchungsbericht wirft den Verantwortlichen in der Downing Street Führungsversagen und Regelbrüche vor, außerdem ermittelt die Polizei. Einige Abgeordnete seiner eigenen Partei haben Johnson bereits schriftlich ihre Unterstützung entzogen.
Am Abend kündigte der »Daily Mail« zufolge noch ein weiterer hochrangiger Downing-Street-Mitarbeiter seinen Rücktritt an – was Downing Street auch nicht abstritt. Der bisherige Kommunikationschef Jack Doyle, der früher selbst für die »Daily Mail« arbeitete, betonte jedoch, seine Entscheidung habe nichts mit Mirzas Rücktritt zu tun. Die vergangenen Wochen hätten sein Familienleben stark belastet.