Mutmaßliche Weihnachtsfeier Johnson entschuldigt sich für Coronawitze seiner Mitarbeiter – erster Rücktritt

Boris Johnson: Ärger um mutmaßliche Weihnachtsfeier
Foto: Tayfun Salci / imago images/ZUMA WireEnde vergangenen Jahres galten in London strenge Coronaregeln, Treffen mit mehreren Menschen in geschlossenen Räumen waren verboten. Umso brisanter wäre, wenn es tatsächlich in Boris Johnsons Amtssitz eine Weihnachtsparty gegeben haben sollte, wie mehrere britische Medien berichten. Demnach soll die Feier am 18. Dezember stattgefunden haben.
Zusätzliche Brisanz kommt in den Fall, weil sich der Premierminister nun für Witze seiner Mitarbeiter über die mutmaßliche Weihnachtsparty entschuldigt hat. Zuvor hatte der Sender ITV News ein Video veröffentlicht, in dem Johnsons damalige Sprecherin Allegra Stratton, sein Berater Ed Oldfield und andere Mitarbeiter seines Büros sich über eine Party in der Downing Street, die es gar nicht gegeben habe, lustig machen.
Die Aufnahmen zeigen, wie Stratton bei der Probe für eine Pressekonferenz am Rednerpult steht und Fragen ihrer Kollegen über die mutmaßliche Feier beantwortet, die wenige Tage zuvor stattgefunden haben soll. »Diese fiktive Party war ein Geschäftstreffen ohne Abstandhalten«, sagt Stratton in dem Video, bricht dabei jedoch in Gelächter aus. Johnsons Berater scherzen zudem über »Käse und Wein«, die es bei der Feier gegeben haben soll, über Spiele und das Austauschen von Wichtelgeschenken.
Empörte Reaktionen
Die Aussagen in dem Video stehen im Widerspruch zu Johnsons wiederholten Beteuerungen, seine Mitarbeiter hätten nicht gegen Coronarichtlinien verstoßen. »Ich entschuldige mich uneingeschränkt für die Kränkung, die das Video im ganzen Land verursacht hat«, sagte Johnson bei einer Fragestunde im Parlament. Er bat zudem um Verzeihung »für den Eindruck, den es erweckt«. Der Premierminister kündigte zudem eine interne Untersuchung des Vorfalls an. Es würden »disziplinarische Maßnahmen« ergriffen, falls ein Regelverstoß vorgefallen sei. Ein Sprecher Johnsons sagte, die Untersuchung solle sich nur auf die mutmaßliche Feier am 18. Dezember beziehen, an der Johnson nicht teilgenommen haben soll. Andere Weihnachtsfeiern, bei denen Johnson dabei gewesen sein soll, seien nicht Gegenstand der Untersuchung.
Johnsons Büro betonte nach Veröffentlichung des Videos erneut, es habe im vergangenen Jahr keine Weihnachtsfeier am Amtssitz des Premierministers stattgefunden. »Die Covid-Regeln wurden zu jedem Zeitpunkt befolgt.«
Das Video, das in den TV-Nachrichten gezeigt und millionenfach im Internet angeschaut wurde, hatte am Mittwoch eine Reihe von empörten Reaktionen aus dem gesamten politischen Spektrum zur Folge. Ian Blackford von der Schottischen Nationalpartei (SNP) rief Johnson zum Rücktritt auf. Die Regierung breche ihre eigenen Coronaregeln und mache sich dann darüber lustig. Dies sei inakzeptabel.

Johnsons Ex-Sprecherin Allegra Stratton
Foto:Jonathan Brady / AP
Rücktritt unter Tränen
Noch am Mittwoch folgte der erste Rücktritt. Allegra Stratton entschuldigte sich unter Tränen für ihre Bemerkungen in dem veröffentlichten Video. Stratton, die als Vertraute von Johnsons Ehefrau Carrie Johnson gilt, war zuletzt Sprecherin der britischen Regierung für die Uno-Klimakonferenzen. »Meine Bemerkungen schienen die Coronaregeln auf die leichte Schulter zu nehmen – Regeln, an die sich Leute unter allen Umständen zu halten versuchten«, sagte sie. »Das war nie meine Absicht. Ich werde diese Bemerkungen bis an mein Lebensende bedauern und entschuldige mich aufrichtig bei Ihnen allen zu Hause dafür.«
Oppositionsführer Keir Starmer warf der Regierung ein »beschämendes« Verhalten vor. »Die Menschen im ganzen Land haben sich an die Regeln gehalten, auch wenn das bedeutete, von ihren Angehörigen getrennt zu sein«, sagte der Vorsitzende der Labourpartei. Sie hätten zu Recht erwartet, dass auch die Regierung die Regeln einhalte.
Auch aus seinen eigenen Reihen musste sich Johnson Kritik gefallen lassen: »Das ist nicht zum Lachen«, sagte der Tory-Abgeordnete Roger Gale der BBC. Er habe die Aufnahmen mit »völliger Ungläubigkeit« gesehen. Johnson schulde dem Parlament eine ausführliche Erklärung. »Wenn er das Unterhaus absichtlich in die Irre führt, wäre das natürlich ein Grund zum Rücktritt.«