Briten amüsieren sich über ungelenken Erklärungsversuch zu Johnsons »Partygate« »Er wurde mit einem Kuchen überfallen«

Der britische Premier Boris Johnson
Foto: Kirsty Wigglesworth / APKurz bevor ein Untersuchungsbericht zur »Partygate«-Affäre veröffentlicht werden soll, sorgt der Verteidigungsversuch eines treuen Unterstützers des britischen Premiers für Gelächter. Boris Johnson steht wegen mehrerer Lockdown-Partys in seinem Regierungssitz unter Druck, in dieser Woche wird der Report der ranghohen Beamtin Sue Gray zur Affäre erwartet, womöglich schon an diesem Mittwoch. Gray hat über Wochen Beweise über etliche Zusammenkünfte in der Downing Street gesammelt und Zeugen befragt.
Je nach Inhalt des Berichts und Reaktion seiner Fraktion droht dem Premier ein Misstrauensvotum. Unabhängig von dem Bericht der Beamtin ermittelt auch die Polizei wegen möglicher Verstöße.
»Er wurde gewissermaßen mit einem Kuchen überfallen«, sagte nun der Tory-Abgeordnete Conor Burns in Verteidigung der Partys dem Sender Channel 4. Konkret bezieht er sich auf eine mutmaßliche Geburtstagsparty, bei der mitten im Lockdown rund 30 Gäste in der Downing Street Kuchen gegessen und gesungen haben sollen. Johnson habe entsprechend gearbeitet und gar nichts von der Party gewusst, dann sei dem Premier der Kuchen präsentiert worden. Johnson sei nur zehn Minuten bei dem Zusammentreffen gewesen.
"He was ambushed with a cake."
— Channel 4 News (@Channel4News) January 25, 2022
A Conservative MP says that a birthday celebration held in Downing Street for Boris Johnson wasn't a "premeditated party".
Conor Burns tells @cathynewman that he supports Boris Johnson and that "the public will ultimately judge". pic.twitter.com/EGy0lcxXLA
Der Ausschnitt machte auf Twitter die Runde und wurde zehntausendfach geteilt und kommentiert.
Auch die mehrfach ausgezeichnete britische Fernsehköchin Nigella Lawson zeigte Interesse: »Überfallen mit Kuchen: Das muss der Titel meines nächsten Buches werden!«, twitterte sie . Der Abgeordnete Burns antwortete prompt und gab dem Buchtitel seinen Segen – allerdings unter einer Bedingung: »Könnte ich das Weihnachtskuchenrezept meiner Oma beitragen?«
Humor allein dürfte die Tories jedoch nicht retten: Bereits vor der Vorstellung des Untersuchungsberichts zeichnete sich ein Streit um das Ausmaß der Veröffentlichung ab. Die britische Außenministerin Liz Truss deutete im Interview mit dem Sender Sky News an, je nach Inhalt des Berichts könne es »Sicherheitsbedenken« geben, die eine komplette Veröffentlichung problematisch machen könnten. Man werde aber definitiv die Ergebnisse veröffentlichen.
Party-Fotos mit Weinflaschen
Vize-Oppositionschefin Angela Rayner hatte am Dienstag bereits im Londoner Unterhaus gefordert, der Bericht müsse vollständig öffentlich gemacht werden. Der »Financial Times« zufolge soll der Bericht keine Details wie Fotos oder WhatsApp-Nachrichten enthalten, sondern die Fakten zusammenfassen. Die Opposition könnte eine umfassendere Version fordern, mutmaßte das Portal »Politico« – zumal Sky News berichtete, es lägen Party-Fotos vor, die Johnson mit Weinflaschen zeigten.
Berichten zufolge soll zunächst Johnson selbst die Ergebnisse des Gray-Berichts erhalten. Wenige Stunden später wolle Johnson dann im Londoner Unterhaus eine Erklärung abgeben.