Abrechnung von Bolsonaros Präsidentenkreditkarte 20.000 Euro im Restaurant, 200.000 Euro für Weihnachtsurlaube

Kurz vor der Hochzeit von Bolsonaros Sohn wurden mit der Präsidentenkreditkarte fast 10.000 Euro in einer Bäckerei ausgegeben
Foto: Bruna Prado / dpaAuf der Amtskreditkarte von Brasiliens ehemaligem Präsidenten Jair Bolsonaro sind während seiner Regentschaft umgerechnet fast fünf Millionen Euro ausgegeben worden. Das geht aus Dokumenten hervor, die Bolsonaros Nachfolger Luiz Inácio Lula da Silva auf einer offiziellen Regierungswebsite veröffentlicht hat.
Der rechtsradikale Bolsonaro hatte zuvor immer wieder behauptet, anders als seine Vorgänger hätte er »keinen einzigen Cent« mit der Kreditkarte bezahlt.
Auch Mitarbeiter von Bolsonaro hatten Zugriff
Die Auflistung der Ausgaben gehört zu Tausenden Dokumenten, über die Bolsonaro eine hundertjährige Geheimhaltung verhängt hatte. Lula hat diese für hinfällig erklärt. Demnach wurden insgesamt 27,6 Millionen Real mit der Kreditkarte ausgegeben, auf die neben Bolsonaro noch 21 Mitglieder seines Teams Zugriff hatten.
Beispielsweise wurden rund 217.000 Euro während der offiziellen Weihnachtsurlaube Bolsonaros in den Jahren 2019, 2020 und 2021 ausgegeben. Eine Zahlung von fast 13.000 Euro wurde am 2. Januar 2022 an einer Tankstelle im südlichen Bundesstaat Santa Catarina getätigt, wo Bolsonaro für Aufsehen gesorgt hatte, als er Jetski fuhr, während mehrere Regionen Brasiliens von Überschwemmungen heimgesucht wurden.
65.000 Euro in Bäckerei ausgegeben
Die größte Ausgabe für Lebensmittel ist auch diejenige, die die meisten Fragen aufwirft: Rund 20.000 Euro, die auf einen Schlag in einem Restaurant in Boa Vista im nördlichen Amazonasstaat Roraima ausgegeben wurden.
Die Kreditkarte des Präsidenten wurde auch verwendet, um in vier Jahren insgesamt 65.000 Euro in einer Bäckerei in Rio de Janeiro zu bezahlen, fast 10.000 Euro davon in zeitlicher Nähe zur Hochzeit seines Sohnes Eduardo. In Eisdielen wurden insgesamt rund 1500 Euro ausgegeben – bei 62 Einkäufen in fünf Betrieben.
Dass ein Präsident die Kreditkarte nutzt, ist nicht ungewöhnlich, dies tat unter anderem auch Lula in vorigen Amtszeiten.
Hunderte Anhänger Bolsonaros waren am Sonntag in der Hauptstadt Brasília in das Kongressgebäude, den Präsidentenpalast und den Sitz des Obersten Gerichts eingedrungen und hatten dort stundenlang schwere Verwüstungen angerichtet. Dabei entlud sich ihr Zorn über den Wahlsieg des linksgerichteten Lula, der sich in einer Stichwahl knapp gegen Bolsonaro durchgesetzt hatte und seit Jahresbeginn im Amt ist.
Mehr als 2000 Personen wurden nach dem Angriff auf das Regierungsviertel den jüngsten offiziellen Zahlen zufolge festgenommen, 1159 inhaftiert. Die Ermittlungen zu möglichen Organisatoren und Geldgebern hinter der Erstürmung laufen weiter.
Bolsonaro hält sich momentan in Florida auf, dort hatte er sich einen Tag nach den Krawallen in seiner Heimat in ein Krankenhaus einliefern lassen. Eigenen Angaben zufolge litt er unter starken Bauchschmerzen.
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