Brasilien Linker Lula gewinnt Stichwahl gegen Bolsonaro

Sein Vorsprung betrug rund 1,5 Prozentpunkte: Herausforderer Lula da Silva hat sich in der Stichwahl durchgesetzt. Er löst damit den rechten Amtsinhaber Jair Bolsonaro als Präsident ab.
Die Anhänger von Lula de Silva jubeln

Die Anhänger von Lula de Silva jubeln

Foto: PABLO PORCIUNCULA / AFP

Der linke Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat die Präsidentenwahl in Brasilien gewonnen. Lula kam in der Stichwahl auf 50,87 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt in Brasilia nach Auszählung von mehr als 99 Prozent der Stimmen bekannt gab. Der rechte Amtsinhaber Jair Bolsonaro erhielt demnach 49,13 Prozent. Eine Umkehr des Resultats war nach Angaben der Behörde mathematisch unmöglich.

Der frühere Gewerkschafter Lula hatte das mit 210 Millionen Einwohnern größte Land in Lateinamerika bereits von Anfang 2003 bis Ende 2010 regiert. Er ist der erste demokratisch gewählte Präsident Brasiliens, der in eine dritte Amtszeit geht. Außer dem Staatschef wurden am Sonntag auch Gouverneure in einem Dutzend Bundesstaaten gewählt.

Nachdem das Ergebnis klar war, twitterte Lula eine eindeutige Botschaft: »Demokratie«.

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Die Stimmung war angesichts der großen Differenzen sehr angespannt, die Bevölkerung stark gespalten. Der ohnehin erbittert geführte Wahlkampf war im Endspurt immer schmutziger geworden. Die Brasilianer wurden vor allem in sozialen Medien und WhatsApp-Gruppen von einer Flut von Falschinformationen überschwemmt. Die Fernsehdebatten, in denen Lula und Bolsonaro sich gegenseitig mit Vorwürfen überzogen, wirkten dagegen geradezu gesittet.

Angst vor Ausschreitungen nach der Wahl

Viele seiner Anhänger verbinden Lula mit den goldenen Zeiten Brasiliens, als die Wirtschaft aufgrund der hohen Rohstoffpreise boomte und die Regierung mithilfe von Sozialprogrammen Millionen Menschen aus der bittersten Armut holte. Für seine Gegner hingegen ist Lula verantwortlich für Korruption und Vetternwirtschaft.

Befürchtet wurde, dass es nach dem Wahlsieg von Lula zu Gewalt kommen könnte. Bolsonaro hatte mehrfach Zweifel am Wahlsystem gestreut und angedeutet, das Ergebnis möglicherweise nicht anzuerkennen. Seit der Lockerung der Waffengesetze in seiner Amtszeit haben viele seiner Unterstützer aufgerüstet. Einige Anhänger des Amtsinhabers forderten auch unverhohlen einen Militärputsch. Experten sehen dafür in Gesellschaft und den Streitkräften allerdings keine ausreichende Unterstützung.

Die Wahl in Brasilien hat auch international eine wichtige Bedeutung. Als riesiger Kohlenstoffspeicher spielt das Amazonasgebiet im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel eine wichtige Rolle. Zudem ist Brasilien mit seinen enormen natürlichen Ressourcen, dem hohen Anteil an grüner Energie und der großen Agrarwirtschaft ein potenziell wichtiger Handelspartner.

kfr/dpa
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