Reaktionen auf Wahl in Brasilen Lula jubelt, Biden lobt – Bolsonaro schweigt

Luiz Inácio Lula da Silva (am 24. Oktober)
Foto: MIGUEL SCHINCARIOL / AFPNach dem erbittert geführten Wahlkampf will Brasiliens gewählter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva die verfeindeten Lager in dem südamerikanischen Land miteinander versöhnen. »Ich werde für 215 Millionen Brasilianer regieren«, sagte Lula am Sonntagabend (Ortszeit) in seiner ersten Rede nach der Wahl in São Paulo. »Es gibt keine zwei Brasilien, nur ein Volk.« Nun sei der Moment gekommen, den Frieden wieder herzustellen.
Lula hatte die Stichwahl um das Präsidentenamt in Brasilien knapp gewonnen. Er kam am Sonntag auf 50,90 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt in Brasília bekanntgab. Der rechte Amtsinhaber Jair Bolsonaro erhielt demnach 49,10 Prozent.
Auf Twitter veröffentlichte Lula am Sonntag ein Bild der brasilianischen Flagge mit einer Hand. Darüber stand »Demokratie.« Tausende Anhänger des Kandidaten der Arbeiterpartei (PT) feierten Lulas Sieg auf der Prachtstraße Avenida Paulista in der Millionenmetropole São Paulo.
Bolsonaro äußerte sich zunächst nicht. Allerdings erkannten Verbündete des amtierenden Staatschefs den Sieg Lulas an. Befürchtet wird immer noch, dass es nach dem Wahlsieg von Lula zu Gewalt kommen könnte. Bolsonaro hatte mehrfach Zweifel am Wahlsystem gestreut und angedeutet, das Ergebnis möglicherweise nicht anzuerkennen. Erst am Samstag verfolgte eine Abgeordnete von Bolsonaros Liberalen Partei einen Mann nach einem Streit mit vorgehaltener Waffe.
Klares Signal aus den USA
Wohl auch wegen der angespannten Lage in dem Land fällt die Reaktion aus Washington derart aus: US-Präsident Joe Biden hat Lula zum Sieg gratuliert. Biden betonte dabei in der Nacht zum Montag ausdrücklich, dass die Abstimmung »frei, fair und glaubwürdig« gewesen sei. Außenminister Anthony Blinken erklärte, die Wählerinnen und Wähler hätten »ihre Demokratie gestärkt«.
Der ohnehin mit harten Bandagen geführte Wahlkampf zwischen den beiden Kandidaten war im Endspurt immer schmutziger geworden. Die Brasilianer sahen sich vor allem in sozialen Medien und WhatsApp-Gruppen einer Flut von Falschinformationen ausgesetzt.