Brexit-Folgeverträge Britischer Außenminister hält Handelsabkommen mit EU noch für möglich

Großbritanniens Außenminister Dominic Raab
Foto: ANDY RAIN/EPA-EFE/ShutterstockGroßbritanniens Außenminister Dominic Raab hält ein Freihandelsabkommen mit der EU noch für möglich. Eine Einigung müsse gefunden werden, sagte Raab am Freitag der BBC. Es gebe eigentlich nur zwei strittige Punkte, ansonsten hätten sich beide Seiten angenähert. "Ein Deal sollte also möglich sein, das setzt aber guten Willen auf beiden Seiten voraus."
Umstritten sind unter anderem noch, wie viele Fische EU-Länder in britischen Gewässern fangen dürfen. Außerdem will Brüssel gleiche Wettbewerbsbedingungen für britische und europäische Firmen durchsetzen. Dies würde unter anderem regulieren, wie stark Großbritannien heimische Unternehmen subventionieren darf, ohne dass europäischen Wettbewerbern dadurch Nachteile entstehen.
In einem anderen Interview mit Sky News sagte Raab, Großbritannien sei enttäuscht von der EU. Demnach solle die Regierung in London weitere Zugeständnisse machen und auf die europäischen Forderungen eingehen. Das sei seiner Meinung nach jedoch keine Grundlage für Verhandlungen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnte Kompromisse an. "Jeder hat seine roten Linien", sagte sie am Donnerstagabend nach dem ersten Tag des EU-Gipfels in Brüssel. "Wir haben Großbritannien gebeten, im Sinne eines Abkommens weiter kompromissbereit zu sein. Das schließt ein, dass auch wir Kompromisse machen müssen." Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Länder hatten sich bereit erklärt, noch einige Wochen über ein Handelsabkommen zu verhandeln. Sie beschlossen aber auch, sich verstärkt auf ein No-Deal-Szenario vorzubereiten.
Die EU und Großbritannien verhandeln momentan darüber, wie ihre Beziehungen nach dem Ende der Brexit-Übergangsfrist ab dem kommenden Jahr aussehen sollen. So lange hat das Vereinigte Königreich noch Zugang zum EU-Binnenmarkt. Sollten die aktuellen Gespräche zu keinem Kompromiss führen, käme es doch noch zu einem harten Brexit mit Zöllen und anderen Handelshemmnissen. Darunter würde die Wirtschaft auf beiden Seiten leiden.
Noch an diesem Freitag will Premierminister Boris Johnson bekannt geben, ob sein Land die Gespräche mit den Europäern fortführen wird.