Britischer Geheimdienst über russisches Militär »Werden große Ziele in naher Zukunft nicht erreichen«

Russland ist sich bewusst, dass es seine Pläne vorerst nicht umsetzen kann – so die Einschätzung des britischen Geheimdiensts. Ein Indiz: die Ernennung der Stadt Melitopol zur provisorischen Hauptstadt von Saporischschja.
Kampf um Saporischja: Ukrainische Soldaten auf einem Militärstützpunkt

Kampf um Saporischja: Ukrainische Soldaten auf einem Militärstützpunkt

Foto: Kateryna Klochko / dpa

Russland ist sich nach Einschätzung britischer Geheimdienste wahrscheinlich bewusst, dass es einige seiner großen Ziele in nächster Zukunft nicht erreichen wird. Das zeige sich etwa daran, dass die Behörden in dem von Russland kontrollierten Teil des Gebiets Saporischschja  Anfang März Melitopol zur Hauptstadt des Gebiets erklärt hätten, hieß es in einem Tweet des britischen Verteidigungsministeriums am Sonntag.

Laut Russland sei dies eine vorübergehende Maßnahme, bis die Stadt Saporischschja komplett unter Kontrolle gebracht sei.

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Saporischschja ist eins der vier Gebiete, die der russische Präsident Wladimir Putin im September 2022 völkerrechtswidrig annektiert hatte. Die Industriestadt Saporischschja mit 700.000 Einwohnern haben russische Truppen aber bislang nicht besetzen können.

»Die geräuschlose Erklärung einer alternativen Hauptstadt ist wahrscheinlich ein stillschweigendes Eingeständnis innerhalb des russischen Systems, dass die Streitkräfte geplante große Ziele in der nahen Zukunft nicht erreichen werden können«, hieß es in London.

»Leeres Gerede«

Ähnlich hatte sich bereits der Bürgermeister von Melitopol geäußert. Die Entscheidung, Melitopol als »Hauptstadt« der Region Saporischschja anzuerkennen, sei »in Wirklichkeit der Beginn einer Kapitulation des Feindes in Richtung Saporischschja«, sagte Iwan Fjodorow am 4. März in einer auf Telegram veröffentlichten Videobotschaft.

Fjodorow wies auch darauf hin, dass die russische Armee zu Beginn der Besetzung angekündigt hatte, Saporischschja innerhalb von drei Tagen einzunehmen. »Die lautstarken Erklärungen erwiesen sich jedoch als leeres Gerede«, so der Beamte.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Updates zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

kik/dpa
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