Proteste in Bulgarien Polizei räumt Straßenblockaden von Regierungsgegnern

In der Hauptstadt Sofia und anderen Städten haben erneut Tausende Demonstranten gegen die bulgarische Regierung protestiert, die sie für korrupt halten. Doch dann griff die Polizei ein.
Anti-Regierungs-Demonstranten in Sofia

Anti-Regierungs-Demonstranten in Sofia

Foto: NIKOLAY DOYCHINOV/ AFP

Die Polizei hat am Freitag in mehreren bulgarischen Städten Straßenblockaden von Demonstranten geräumt, die gegen die Regierung von Ministerpräsident Boris Borissow protestierten. In der Hauptstadt Sofia wurden etwa drei Dutzend Zelte von drei wichtigen Kreuzungen entfernt. Diese waren von Demonstranten vor einer Woche ohne Anmeldung und Genehmigung errichtetet worden, um den Straßenverkehr zu blockieren.

Die Polizei griff nach Hunderten Anzeigen und Klagen von Bürgern ein, die nicht mit privaten und öffentlichen Verkehrsmitteln fahren konnten. "Wir werden neue Blockaden von Kreuzungen nicht zulassen", erklärte der Vizechef der Ordnungspolizei von Sofia, Toni Todorow. Geräumt wurde auch eine Blockade mit Zelten in Warna am Schwarzen Meer und eine ähnliche Barrikade in Plowdiw. Eine von Demonstranten in Südbulgarien gesperrte Überlandstraße wurde ebenso wieder für den Verkehr geöffnet.

Nach eigenen Angaben nahm die Polizei zwölf Demonstranten kurzzeitig fest. Sie müssen nun Strafgeld wegen Verstößen gegen das Verkehrsgesetz bezahlen. Verletzt worden sei niemand. Inzwischen funktioniere der "Verkehr an allen Kreuzungen, die blockiert worden waren", wieder, teilte das Innenministerium mit. Einer der Organisatoren rief nach der Räumung der Zeltlager jedoch zu neuen Protestaktionen auf.

Seit vier Wochen gehen in Sofia und anderen Städten Bulgariens täglich Tausende Menschen auf die Straße, um den Rücktritt des konservativen Kabinetts von Borissow zu fordern. Es sind die größten Protestaktionen seit Jahren. Die Demonstranten, die von Staatschef Rumen Radew und den oppositionellen Sozialisten unterstützt werden, werfen der Regierung Korruption und Nähe zu Oligarchen vor.

Borissow ist seit zehn Jahren fast ununterbrochen an der Macht. 2013 und 2016 trat er zurück, kehrte aber wenige Monate später wieder an die Regierungsspitze zurück. Bulgarien gilt als das EU-Land, in dem Korruption am weitesten verbreitet ist (lesen Sie hier eine Analyse).

als/AFP/dpa
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