Überfall mit mehr als hundert Toten Uno-Generalsekretär zeigt sich erschüttert über Anschlag in Burkina Faso

In Burkina Faso haben Bewaffnete mehr als hundert Menschen getötet, ein Überlebender berichtet von »Hinrichtungen«. Uno und EU verurteilen die Attacke.
Französische Soldaten an der Grenze zu Mali und dem Niger (Archiv): Seit 2015 häufen sich Attacken

Französische Soldaten an der Grenze zu Mali und dem Niger (Archiv): Seit 2015 häufen sich Attacken

Foto: MICHELE CATTANI / AFP

Uno-Generalsekretär Antonio Guterres hat sich erschüttert über den Anschlag in Burkina Faso mit mehr als 100 Toten gezeigt. Der Angriff sei abscheulich, sagte Guterres in einer Mitteilung. Unter den Opfern sollen nach Uno-Angaben auch sieben Kinder sein.

Die Europäische Union verurteilte die »barbarischen und feigen Angriffe« ebenfalls und bezeichnete sie als Terroranschläge.

Bewaffnete hatten nach Angaben von Präsident Roch Kaboré in der Nacht zum Samstag das Dorf Solhan im Norden des westafrikanischen Landes angegriffen. Nach Angaben der Nachrichtenagenturen AFP und Reuters starben dabei mindestens 130 Menschen. Über die Identität und das Motiv der Täter gab es bislang keine genauen Informationen.

Unter den Opfern seien »Männer und Frauen unterschiedlichen Alters«, verlautete aus Sicherheitskreisen. Die Angreifer hatten demnach zunächst den Posten einer Bürgerwehr attackiert, die an der Seite der Armee gegen Dschihadisten kämpft. Danach griffen sie nach Angaben eines Überlebenden Häuser an und nahmen »Hinrichtungen« vor. Es handelt sich um die blutigste Attacke seit dem Beginn der dschihadistischen Gewalt in Burkina Faso im Jahr 2015.

Dreitägige Staatstrauer

Die Regierung nannte die Angreifer »Terroristen« – diese Bezeichnung zielt in der Regel auf Dschihadisten ab. Präsident Kaboré sprach von einer »verabscheuungswürdigen« Tat. Die Regierung entsandte Einsatzkräfte, um die Angreifer zu »neutralisieren« und die Gegend zu sichern. Zudem ordnete sie eine dreitägige Staatstrauer an.

Wenige Stunden vor dem Überfall auf Solhan hatten Sicherheitsvertreter einen Angriff auf das ebenfalls nahe der Grenzen zu Mali und dem Niger gelegene Dorf Tadaryat gemeldet. Dort wurden am späten Freitagabend mindestens 14 Menschen getötet, darunter 13 Zivilisten. Nach Angaben einer örtlichen Quelle kam es in Tadaryat auch zu Plünderungen. Unter anderem raubten die Angreifer demnach Vieh und Motorräder.

Burkina Faso wird immer wieder von islamistischen Gruppierungen heimgesucht, die aus dem benachbarten Mali ins Land eindringen.

Burkina Faso liegt in der Sahelzone – einem Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt. Dort sind bewaffnete Gruppen aktiv, von denen einige dem »Islamischen Staat« oder Al-Qaida die Treue geschworen haben. Burkina Faso blieb lange von Attacken verschont, doch stieg ihre Zahl seit 2015 deutlich an.

Nach Angaben der Uno sind mittlerweile mehr als 1,2 Millionen Menschen im eigenen Land auf der Flucht. Mehr als 1400 Menschen starben bei Kämpfen und Anschlägen.

lov/dpa/Reuters
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