Statement des Außenministeriums Russland behauptet, USA hätten Aufnahmen in Butscha »bestellt«

Die Bilder zahlreicher ermordeter Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha sorgen weltweit für Entsetzen. Russland bestreitet eine Verantwortung für die Gräuel – und bezichtigt nun in bizarrer Weise die USA.
Ein Soldat der ukrainischen Armee nach der Befreiung von Butscha

Ein Soldat der ukrainischen Armee nach der Befreiung von Butscha

Foto: Matthew Hatcher / dpa

Nach den verstörenden Berichten über ein Massaker der russischen Armee an den Einwohnern des Kiewer Vororts Butscha bestreitet Russland weiter jegliche Verantwortung für die Taten. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Moskau behauptete nun, die USA und ihre westlichen Partner hätten die grausamen Aufnahmen »bestellt«, um Russland die Schuld zuzuschieben.

»Wer sind die Meister der Provokation? Natürlich die Vereinigten Staaten und die Nato«, sagte Sprecherin Maria Sacharowa laut der Nachrichtenagentur Reuters in einem Interview im russischen Staatsfernsehen.

Sie wertete die schnelle Empörung des Westens über den Vorfall als Beleg für die angebliche westliche Verschwörung. »Die Tatsache, dass diese Angaben in den ersten Minuten gemacht wurden, nachdem das Material auftauchte, lassen keinen Zweifel daran, wer diese Geschichte bestellt hat«, so Sacharowa. Beweise für die Behauptungen brachte Sacharowa nicht. Zuvor hatte Russland die Bilder aus Butscha bereits als »weitere gestellte Provokation des Regimes in Kiew« bezeichnet.

Die ukrainische Seite macht Russland für die Massentötungen verantwortlich. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem Genozid und sagte, er befürchte, dass sich noch »schrecklichere Dinge auftun könnten« als das, was bisher über die Verbrechen in Butscha bekannt geworden ist. Die Stadt stand bis vor Kurzem unter russischer Kontrolle.

Offenbar mehr als 300 Leichen gefunden

Alles deutet darauf hin, dass russische Truppen die Zivilisten gezielt und kaltblütig getötet haben. Laut ukrainischen Medienberichten zufolge deutlich mehr als 300 Leichen von Zivilisten geborgen worden. Bis Sonntagabend seien bereits 330 bis 340 leblose Körper eingesammelt worden, schrieb die Zeitung »Ukrajinska Prawda« am Montag unter Berufung auf einen Bestattungsdienst. Am Montag wurde die Suche nach weiteren Opfern fortgesetzt. Einige Leichen seien in Hinterhöfen vergraben, hieß es.

DER SPIEGEL

Am Sonntag hatte die ukrainische Seite bereits vom Fund eines Massengrabes mit etwa 280 Toten berichtet, die während der russischen Angriffe nicht würdig hätten bestattet werden können. Gerichtsmediziner und andere Spezialisten sind derzeit im Einsatz, um die Leichen zu untersuchen und Ermittlungen aufzunehmen.

fek/Reuters/dpa
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