»Todesflüge« und Gewalt während Diktatur Ex-Armeeangehörige für Verbrechen zu langer Haft verurteilt

Sie ließen bis zu 30.000 Menschen »verschwinden« und umbringen: Argentinische Militärs müssen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ins Gefängnis, die sie im berüchtigten Campo de Mayo begangen haben.
Im »Campo de Mayo Megaprozess« wurden in Buenos Aires 19 Angeklagte wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Militärdiktatur verurteilt

Im »Campo de Mayo Megaprozess« wurden in Buenos Aires 19 Angeklagte wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Militärdiktatur verurteilt

Foto: Victor Carreira / AFP

In Argentinien sind zehn der Angeklagten in einem großen Prozess für Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der vergangenen Diktatur (1976-83) zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Weitere neun Ex-Mitglieder der Armee und anderer Sicherheitskräfte bekamen Gefängnisstrafen zwischen vier und 22 Jahren auferlegt, wie die argentinische Nachrichtenagentur Telam unter Berufung auf ein Gericht im Großraum Buenos Aires berichtet.

Demnach wurden in mehr als 125 Anhörungen Vergehen gegen mehr als 300 Opfer in der Militärgarnison Campo de Mayo in einem Vorort der Hauptstadt behandelt. Die Militärs ließen bei der Jagd auf Bürger, die sie linker Ideen verdächtigten, nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen bis zu 30.000 Menschen »verschwinden« und umbringen. In ihrem Plädoyer schätzte Staatsanwältin Gabriela Sosti laut Telam, dass mehr als 6000 Menschen in das Campo de Mayo kamen. Die Überlebensrate habe bei weniger als einem Prozent gelegen.

Ex-General bereits wegen »Todesflügen« lebenslänglich verurteilt

Unter den zu lebenslanger Haft Verurteilten ist ein Ex-General, der wegen der sogenannten Todesflüge erst am Montag zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Bei den »Todesflügen« wurden Oppositionelle, die etwa in der berüchtigten Marine-Schule ESMA in Buenos Aires und in Campo de Mayo gefangen gehalten wurden, betäubt aus Marineflugzeugen in den La-Plata-Fluss geworfen.

Vier weitere ehemalige Militärangehörige wurden am Montagabend wegen der brutalen Tötungsmethode zu lebenslanger Haft verurteilt. Bei den wegen Freiheitsberaubung, Folter und Mordes Verurteilten handelt es sich um einen General, einen Kommandeur sowie zwei weitere Offiziere. Das berichtet die argentinische Nachrichtenagentur Telam unter Berufung auf ein Gericht in San Martín bei Buenos Aires.

Im größten Prozess der argentinischen Geschichte waren 2017 insgesamt 48 ehemalige Militärs wegen Menschenrechtsverletzungen zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Damals wurde der Einsatz der sogenannten Todesflüge durch die Marine als erwiesen angesehen.

jop/dpa
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