Sie liegen sich in den Armen, einige unterdrücken Freudentränen. 3.000 Insassen wurden in Thailand am Freitag aus dem Gefängnis entlassen. 1.000 weitere Freilassungen sollen noch folgen. Die Menschen waren wegen Drogendelikten hinter Gittern. Hintergrund für die Freilassung: Thailand hat jetzt den kommerziellen Anbau und Verkauf von Cannabis legalisiert. Bisher war das Land für äußerst strenge Anti-Drogen-Gesetze bekannt.
Rattapon Sanrak, Besitzer Highland Café
»Ich hätte mir diesen Tag nie erträumen können. Wir haben uns ein Jahrzehnt lang für dieses Gesetz, für diese Änderung eingesetzt und jetzt geschieht es tatsächlich. Ich bin sehr aufgeregt und glücklich darüber.«
Vor Cannabis-Shops bildeten sich am Tag der Legalisierung lange Schlangen. Einige übernachteten dort sogar.
Rittipong Dachkul, Kunde
»Ich bin seit 21:40 Uhr hier. Ich hab nach der Arbeit geduscht, bin in den Bus gestiegen und hierhergekommen. Ich wusste, dass der Laden zu diesem Zeitpunkt noch geschlossen war, also wartete ich hier mit ein paar Bier und beobachtete, wie die Angestellten den Laden umräumten. Ich wollte den Beginn des Wandels miterleben.«
Die Regierung gab 16 Tonnen konfisziertes Rauschmittel an ehemalige Straftäter zurück und verschenkt zudem im Rahmen einer Kampagne eine Millionen Cannabispflanzen. Wer die Droge selbst anbauen möchte, muss sich in einer App anmelden. Knapp 350.000 Registrierungen zählt das Gesundheitsamt bisher.
Die Gesetzeslockerung soll die Wirtschaft ankurbeln. Die Behörden warnen jedoch vor dem Missbrauch der Droge.
Anutin Charnvirakul, Gesundheitsminister Thailand
»Wir müssen Cannabis zum Wohle unserer eigenen Gesundheit verwenden. Missbrauchen Sie es nicht, werden Sie nicht einfach high. Man darf es nicht konsumieren und dann lächelnd zu Hause sitzen und keine Arbeit erledigen. Diese Dinge sind nicht Teil unserer Richtlinien.«
Der kommerzielle Verkauf soll als nun als »Geheimwaffe« den Tourismus ankurbeln. Allerdings ist Vorsicht angebracht: Das Rauchen von Cannabis in der Öffentlichkeit bleibt weiterhin verboten und kann eine Geldstrafe oder bis zu drei Monaten Gefängnis nach sich ziehen. Zudem dürfen Cannabisprodukte nun einen THC-Gehalt von 0,2% haben.