
Recherchereise in China Der Grüne Pfau, das Wunder von Yunnan und ein Auto, das uns folgte


Eine Brücke am Fluss Nu, an dem der Staudamm gebaut werden soll
Foto: GREG BAKER/ AFPIn China liegt die wahre Geschichte oft ganz anders, als es zunächst den Anschein hat. Beim Grünen Pfau lauteten die Meldungen etwa so: Aktivisten klagen gegen Umweltzerstörung, die Gerichte geben ihnen recht, die Baufirma muss den Staudamm einstampfen – ein Beleg dafür, dass der chinesische Rechtsstaat funktioniert. Dass sich hinter dieser Oberfläche aber eine ganz andere Dynamik vollzogen hat, nämlich offenbar der oberste Pekinger Machtzirkel zugunsten des Artenschutzes intervenierte, erfuhren wir erst durch unsere Recherchen vor Ort.
In anderen Ländern sind solche Erkenntnisse Journalistenalltag, in der Volksrepublik sind sie ein Ausnahmefall. Denn viele Chinesen vermeiden es, mit ausländischen Journalisten zu reden. Im Ranking der Pressefreiheit liegt das Land auf Platz 177 von 180.
Der Druck der Kommunistischen Partei auf Gesprächspartner ist seit dem Beginn der Pandemie noch gestiegen. Umso mehr freuten wir uns, dass sich der Held der Geschichte davon nicht einschüchtern ließ.
Gu Bojian entschloss sich, mit uns durch Yunnan zu reisen, an die Stätten seines Kampfes. Ob er das Auto bemerkt hat, das uns folgte, weiß ich nicht. Konsequenzen hatte seine Redebereitschaft für ihn nicht. Gu schreibt in Shanghai seine Doktorarbeit, die sich mit Schutzmaßnahmen für den Grünen Pfau befasst. Mittels Videokameras beobachtet er die Vögel, im Frühjahr sah er sogar ein frisch geschlüpftes Pfauenküken.