Kritische Berichte aus Wuhan Inhaftierte Journalistin nach Hungerstreik in Lebensgefahr

Ein Aktivist zeigt ein Plakat mit dem Gesicht der Journalistin Zhang Zhan vor dem Büro der chinesischen Zentralregierung
Foto: Kin Cheung / dpaDer Ausbruch des Coronavirus in der chinesischen Stadt Wuham ist bald zwei Jahre her. Eine chinesische Journalistin, die frühzeitig kritisch über den Umgang mit dem Virus berichtet hatte, war von den Behörden dafür eingesperrt worden. Nun sei Zhang Zhan nach einem längeren Hungerstreik in Lebensgefahr, twitterte ihr Bruder.
Sie sei stark untergewichtig und »werde wohl nicht mehr lange leben«, schrieb Zhang Ju. Der »Guardian« hatte zuerst über den Tweet berichtet. Laut ihrem Bruder wiege Zhang weniger als 40 Kilogramm bei einer Größe von 1,77 Meter. Sie werde den Winter wohl nicht überleben, »ich hoffe, die Welt erinnert sich an sie, wie sie vorher war«.
Die ehemalige Anwältin aus Shanghai war kurz nach Ausbruch des Virus nach Wuhan gereist und hatte in kurzen Videos kritisch über den Lockdown in der Millionenmetropole berichtet. Ende 2020 hatte sie ein Gericht zu vier Jahren Haft verurteilt. Das Gericht begründete die Strafe damit, dass Zhang Zhan »Streit angezettelt und Unruhe provoziert« habe.
Neben Zhang Zhan waren damals auch eine Reihe weiterer Bürgerjournalisten festgenommen worden, die in sozialen Medien über die frühen Erfahrungen der Menschen in Wuhan berichtet hatten.
»Dann klebt ihr Blut an den Händen der chinesischen Regierung«
Wie die Hongkonger Zeitung »South China Morning Post« unter Berufung auf ihren Anwalt berichtete, befand sich Zhang Zhan bereits während der Verhandlung in einem gesundheitlich schlechten Zustand und musste im Rollstuhl in den Gerichtssaal gebracht werden. Sie saß bereits seit Mai 2020 in Untersuchungshaft und hatte laut Berichten aus Protest zeitweise die Nahrungsaufnahme verweigert. Später bestätigten Zhangs Anwälte, dass sie ihren Hungerstreik in der Haft fortsetzt.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die umgehende Freilassung und medizinische Betreuung von Zhang. Wenn sie im Gefängnis sterbe, »dann klebt ihr Blut an den Händen der chinesischen Regierung«, sagte der China-Beauftragte von Amnesty International, Gwen Lee.
In Wuhan war das Coronavirus Ende 2019 erstmals bei Menschen festgestellt worden. Innerhalb weniger Wochen verbreitete es sich massiv in der Millionenmetropole. Am 23. Januar wurde Wuhan dann von den Behörden abgeriegelt. In den folgenden Tagen wurde die Maßnahme auf die gesamte Provinz Hubei ausgedehnt, in der Wuhan liegt.