Abschuss über Atlantik Chinas Ballon laut US-Außenminister Teil eines Überwachungsprogramms

Chinas Ballon und US-Kampfjet vor dem Abschuss (Aufnahme vom 4. Februar)
Foto: RANDALL HILL / REUTERSSeit gut einer Woche beschäftigt sich die US-Regierung mit dem Fall des aus China über die USA geschickten Ballons, der mutmaßlich zu Spionagezwecken eingesetzt wurde. Das Auftauchen über US-Territorium hat die ohnehin angespannten Beziehungen beider Länder weiter belastet. Nun meldet sich US-Außenminister Antony Blinken zu Wort und spricht von einem umfangreichen Überwachungsprogramm.
»Die Vereinigten Staaten waren nicht das einzige Ziel dieses breit angelegten Programms, das die Souveränität von Ländern auf fünf Kontinenten verletzt hat«, sagte Blinken am Mittwoch bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Washington.
Die USA hätten dazu mit Dutzenden Ländern Informationen ausgetauscht. Konkretere Angaben machte Blinken nicht. Am Vortag hatten US-Medien bereits über ein derartiges Spionagenetz berichtet – nun folgt also die offizielle Bestätigung.
Am Samstag hatte das US-Militär den Ballon vor der Küste des Bundesstaates South Carolina über dem Atlantik abgeschossen. Die US-Regierung wirft China vor, es habe Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der vom Kurs abgekommen sei, und von einer »Überreaktion«. Angesichts des Streits sagte Blinken kurzfristig eine Reise nach Peking ab.
Der Außenminister verwies darauf, dass die Bergung von Teilen des abgeschossenen Ballons noch laufe. »Wir analysieren sie, um mehr über das Überwachungsprogramm zu erfahren.« Diese Informationen würden verknüpft mit Erkenntnissen, die gesammelt worden seien, während sich der Ballon noch im amerikanischen Luftraum befunden habe. Blinken fügte hinzu: »Wir werden in den kommenden Tagen mehr dazu sagen.«
Nato-Chef mahnt zur Wachsamkeit
Stoltenberg ergänzte, der Ballon bestätige »ein Muster im chinesischen Verhalten«. Die Volksrepublik habe stark in neue militärische Fähigkeiten investiert, einschließlich Überwachung und Aufklärung. Auch in Europa seien verstärkte Geheimdienstaktivitäten zu beobachten. Die Chinesen nutzten Satelliten, Cyberfähigkeiten und eben auch Ballons. »Wir müssen also wachsam sein«, mahnte der Norweger.
China hatte nach der Entdeckung des Ballons über den USA erklärt, es handele sich um einen zivilen Ballon für meteorologische Zwecke, der vom Kurs abgekommen sei. US-Vertreter haben diese Darstellung entschieden zurückgewiesen und beharren darauf, dass es sich um einen Spionageballon gehandelt habe.
Ein weiteres Exemplar war über Lateinamerika entdeckt worden. Zuletzt hatte sich China bei der Regierung von Costa Rica für den Überflug entschuldigt. Peking erklärte aber auch, dass es sich angeblich um einen Ballon für wissenschaftliche Zwecke, vor allem Wetterstudien, gehandelt habe.