Coronawelle in der Volksrepublik EU bietet China kostenlose Impfstoffe an – Peking lehnt vorerst ab

Kommissarin für Gesundheit der EU: Die zypriotische Politikerin Stella Kyriakides
Foto: POOL / REUTERSZur Eindämmung der dortigen Coronawelle hat die Europäische Union China offiziell kostenlose Impfstoffe angeboten. Die für Gesundheit zuständige EU-Kommissarin Stella Kyriakides habe der Führung in Peking ein entsprechendes Angebot gemacht, teilte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel mit. Er bestätigte damit einen Bericht der »Financial Times« . China habe bislang aber noch nicht reagiert, hieß es. Zur Menge der angebotenen Vakzinen oder den Herstellern machte der Sprecher keine Angaben.
Das Außenministerium in Peking lehnte das Angebot zunächst jedoch indirekt ab. Bei der täglichen Pressekonferenz im chinesischen Außenministerium erklärte die Außenamtssprecherin Mao Ning am Dienstag, die Impfquote im Land sowie die Kapazitäten in den Krankenhäusern nähmen zu, die Vorräte an Impfstoffen seien »angemessen«. China habe die weltweit größten Produktionslinien für COVID-Impfstoffe mit einer jährlichen Produktionskapazität von über 7 Milliarden Dosen und einem jährlichen Ausstoß von über 5,5 Milliarden Dosen eingerichtet, sagte sie. Damit sei sichergestellt worden, dass alle Menschen, die für eine Impfung infrage kommen, Zugang zu COVID-Impfstoffen haben.
Bislang dürfen in China an Einheimische nur im Land hergestellte Vakzinen verimpft werden. Die Bundesregierung hatte vor Weihnachten allerdings die Erlaubnis erhalten, Deutsche in China mit dem Wirkstoff von Biontech impfen zu lassen und ließ umgehend erste Dosen nach Peking ausfliegen.
Am Mittwoch wollen die EU-Staaten erneut über eine gemeinsame Reaktion auf die jüngste Coronawelle in China beraten. Einige Mitgliedstaaten haben für Einreisende aus der Volksrepublik bereits Pflichttests eingeführt. Auch deutsche Mediziner fordern eine EU-weite Testpflicht für Einreisende aus der Volksrepublik, die Regierung in Berlin lehnt dies derzeit jedoch ab .
China nennt Einreiseregeln »diskriminierend«
Zu den Maßnahmen, die einige Länder für Einreisende aus China adoptiert haben, äußerte sich Mao Ning kritisch. Die Reaktionen sollten »wissenschaftsbasiert und angemessen« sein. »Niemand sollte die Gelegenheit ergreifen, um politische Manipulationen oder diskriminierende Reaktionen vorzunehmen.« Seit 2020 hatte China selbst scharfe Einreisebeschränkungen verhängt, kaum Visa vergeben und bis Dezember noch eine Quarantäne verlangt.
Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne hatte China am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner Null-Covid-Politik verkündet. Das bevölkerungsreichste Land erlebt gerade eine riesige Coronawelle, der besonders Menschen im hohen Alter oder mit Vorerkrankungen zum Opfer fallen. Krankenhäuser sind überlastet, Krematorien können die Leichen nicht schnell genug einäschern. Nach Schätzungen könnten schon Zehntausende ums Leben gekommen sein. China veröffentlicht inzwischen keine Zahlen mehr zur Infektionslage.
Allein in den ersten drei Dezemberwochen haben sich laut offiziell unbestätigten internen Schätzungen schon 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. Die Welle habe in Großstädten ihren Höhepunkt überschritten und erfasse in diesem Monat ländliche Gebiete, hieß es in Staatsmedien.
EU-Behörde sieht zunächst keine Konsequenzen für Lage in Europa
Laut Einschätzung der EU-Gesundheitsbehörde ECDC hat die massive Coronawelle in China zunächst keine Auswirkungen auf die epidemiologische Situation in Europa. »Die Varianten, die in China zirkulieren, zirkulieren auch schon in der EU, und stellen als solche keine Herausforderung für die Immunantwort von Bürgern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) dar«, hieß es in einer Mitteilung am Dienstag. Außerdem gebe es eine relativ hohe Immunität und Impfquote unter Bürgern der EU und des EWR.
Die Behörde beobachte die Situation verstärkt, arbeite eng mit der Weltgesundheitsorganisation zusammen und sei in regelmäßigem Kontakt mit den chinesischen Behörden, hieß es weiter. Es herrsche aber weiter ein Mangel an verlässlichen Daten über Covid-19-Fälle, Tote sowie die Lage in Krankenhäusern und auf Intensivstationen in China.