Jared Kushner als Pandemie-Bekämpfer Qualifikation Schwiegersohn

Jared Kushner, Ehemann von Trumps Tochter Ivanka, soll eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Coronavirus in den USA spielen. Das ist vermutlich keine gute Idee.
Aus Washington berichtet Ralf Neukirch
Präsidentenberater Kushner, Schwiegervater Trump am 2. April im Weißen Haus

Präsidentenberater Kushner, Schwiegervater Trump am 2. April im Weißen Haus

Foto: TOM BRENNER/ REUTERS

Es war Jared Kushners erster Auftritt bei der Corona-Pressekonferenz des Weißen Hauses, der täglichen Pandemie-Show von Donald Trump. Er hatte der Nation vergangenen Donnerstag gleich Erstaunliches mitzuteilen: Der nationale Vorrat an Beatmungsgeräten sei nicht dafür gedacht, dass die einzelnen Staaten ihn einsetzen, sondern es sei "unser Vorrat", sagte er - wobei er nicht ausführte, wen er mit "unser" meinte.

Das war nicht nur eine Brüskierung der Gouverneure, die wie der New Yorker Andrew Cuomo die Regierung in Washington seit Wochen um Unterstützung bitten. Es war schlicht falsch.

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Auf der Website der Gesundheitsbehörde stand ausdrücklich, dass die nationalen medizinischen Reserven in einem Notfall eingesetzt werden sollten, wenn die Vorräte vor Ort zur Neige gehen.

Wie in der Trump-Regierung üblich, musste Kushner seine Aussage nicht korrigieren. Stattdessen wurde der Text auf der Website verändert.

"Kushner wird uns alle töten"

Kushner, der Schwiegersohn des Präsidenten, ist eine zentrale Figur im Kampf gegen das Coronavirus geworden . Er soll dafür sorgen, dass genug medizinisches Material besorgt und verteilt wird. Ob das eine gute Idee ist, daran gibt es Zweifel. "Jared Kushner sorgt dafür, dass wir alle getötet werden", schrieb die "New York Times"-Kolumnistin Michelle Goldberg.

Das ist vermutlich etwas übertrieben. Es kann von Vorteil sein, das Ohr des Präsidenten zu haben und mit seiner Autorität sprechen zu können. So soll Kushner dafür gesorgt haben, dass die US-Behörden schnell und ohne die übliche Bürokratie das Geld für den Kauf von Masken und anderen medizinischen Artikeln im Ausland bereitstellen konnten.

Dennoch gibt es berechtigte Zweifel daran, ob es eine gute Idee ist, Kushner mit einer zentralen Aufgabe im Kampf gegen das Virus zu betrauen. Da ist zum einen die Tatsache, dass es neben Gesundheitsminister Alex Azar und der Katastrophenschutzbehörde Fema auch noch den Vizepräsidenten Mike Pence als Beauftragten für den Kampf gegen das Virus gibt. Es ist wenig hilfreich, eine weitere Zuständigkeit zu schaffen.

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Machtspiele im Weißen Haus

Allerdings passt die Berufung Kushners zu der Art, wie Trump Politik macht. Der Präsident liebt es, Berater gegeneinander auszuspielen und mehrere Machtzentren zu schaffen. Nur ist die Situation für solche Spielchen eigentlich zu ernst.

Schwerer wiegt, dass Kushner Trump anfangs in der Auffassung bestärkte, dass die Medien die Auswirkungen des Virus übertrieben. Auch die Hilferufe der Gouverneure ließen ihn zunächst unberührt.

Als etwa Andrew Cuomo sagte, New York werde auf dem Höhepunkt der Krise 30.000 Beatmungsgeräte brauchen, soll Kushner das intern als alarmistisch bezeichnet haben. "Ich habe meine eigenen Berechnungen", sagte er laut "Vanity Fair". "New York braucht diese ganzen Beatmungsgeräte nicht." Das erinnert fatal an die Aussage Trumps, er habe eine Ahnung, dass die Todesrate durch das Coronavirus nicht so hoch sei wie die Experten behaupteten.

Abtransport eines Corona-Toten in New York

Abtransport eines Corona-Toten in New York

Foto: ANGELA WEISS/ AFP

Wie so oft, wenn Trump oder seine Familie beteiligt sind, wird die Trennung zwischen Politik und Geschäft nicht allzu ernst genommen. So kündigte Trump Mitte März an, Google werde eine nationale Website entwickeln, auf der die Bürger erkennen würden, ob ein Test notwendig sei und wo sie diesen machen lassen könnten. 

Das wäre ein großer Schritt gewesen. Es war Kushner, auf dessen Drängen Trump diese Nachricht bekannt gegeben hatte. Nur dass Google nichts davon wusste.

Wie das Magazin "The Atlantic" berichtete, hat eine Google-Tochterfirma namens Oscar Health tatsächlich zeitweise an einer solchen Website gearbeitet, die Versuche dann aber eingestellt. Kushner selbst war an der Firma beteiligt, bevor er Berater des Weißen Hauses wurde.

Kümmerliche Bilanz

Kushners bisherige Bilanz als Berater des Präsidenten gibt ebenfalls wenig Anlass zur Hoffnung. So sollte er im Auftrag Trumps einen Friedensplan für den Nahen Osten ausarbeiten, eines der vertracktesten Probleme der Weltpolitik.

Kushner hatte sich zwar bis dato nicht mit der Region beschäftigt. Er habe aber "25 Bücher" über den Nahen Osten gelesen, brüstete er sich.

Sein Plan, Ende Januar veröffentlicht, bestätigte die Befürchtungen. Er wurde ohne Konsultation mit den Palästinensern erarbeitet und von diesen ebenso abgelehnt wie von vielen Staaten, darunter auch Deutschland.

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Am 31. Dezember 2019 wandte sich China erstmals an die Weltgesundheitsorganisation (WHO). In der Millionenstadt Wuhan häuften sich Fälle einer rätselhaften Lungenentzündung. Mittlerweile sind mehr als 180 Millionen Menschen weltweit nachweislich erkrankt, die Situation ändert sich von Tag zu Tag. Auf dieser Seite finden Sie einen Überblick über alle SPIEGEL-Artikel zum Thema.

Kushner wird das nicht beeindrucken. Die Journalistin Andrea Bernstein, die ein Buch über die Geschäfte der Familien Trump und Kushner geschrieben hat, sagte der "New York Times", Kushner sei immer davon überzeugt gewesen, er könne Dinge besser als andere. "Er hat einen starken Glauben in die eigenen Fähigkeiten und sein Urteilsvermögen, selbst wenn er keine Ahnung hat, worüber er redet."

Kein Wunder, dass Donald Trump ihm große Dinge zutraut.

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