Wege aus der Pandemie Wo in Europa gelockert wird – und wo weiterhin strenge Regeln gelten

Kanzler Scholz denkt über erste Lockerungen nach, andere Länder in Europa sind schon weiter: Trotz Omikron-Welle haben viele Staaten ihre Coronamaßnahmen weitestgehend gekippt. Die Lage im Überblick.
Wanderer an der niederländischen Küste

Wanderer an der niederländischen Küste

Foto: Phil nijhuis / ANP / picture alliance

Dänemark und Norwegen haben bereits vergangene Woche fast alle Coronabeschränkungen gekippt, nun planen auch die Niederlande, Finnland und Österreich inmitten der Omikron-Welle Lockerungen. Und selbst im zögerlichen Deutschland denkt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über Öffnungsschritte nach.

Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 1472,2, die extrem hohe Zahl schlägt sich aber kaum in Krankenhauseinweisungen nieder. Erste Lockerungen könnten daher kommende Woche beim Bund-Länder-Treffen besprochen werden, sagte Scholz vor dem Bundesrat in Berlin. Allerdings sagte er auch: »Zugleich werden wir wachsam und vorbereitet sein für den Fall, dass die Zahl der Infizierten wieder deutlich zunimmt.«

Auch Italien und Griechenland bleiben weiterhin im europäischen »Team Vorsicht«. In anderen europäischen Ländern wird hingegen bereits deutlich geöffnet. Ein Überblick.

Niederlande

Der deutsche Nachbar hat aktuell eine Inzidenz 4800 Infektionen pro 100.000 Einwohner, die Krankenhäuser sind jedoch nicht überlastet. Zum 18. Februar wollen die Niederlande daher die meisten Coronamaßnahmen aufheben : Stadien, Theater, Kinos und Gaststätten sollen dann wieder fast uneingeschränkt für Besucher freigegeben werden. Gaststätten sollen dann auch bis ein Uhr öffnen dürfen, drei Stunden länger als aktuell erlaubt. Für Klubs, große Konzerthallen und Veranstaltungen mit mehr als 500 Besuchern und ohne feste Sitzplätze soll künftig die 1G-Regel gelten: rein kommt, wer getestet ist. Dafür entfällt die Masken- und Abstandspflicht. Eine endgültige Entscheidung über die Lockerung soll am Dienstag fallen.

Großbritannien

Im Königreich entscheiden England, Wales, Schottland und Nordirland unabhängig voneinander über ihre Coronapolitik. England und Schottland haben bereits deutlich gelockert, nun will auch Wales nachziehen. Vom 18. Februar an sollen Impf- und Testnachweise, die bislang noch in Kinos, Theatern und bei großen Events verlangt werden, der Vergangenheit angehören, wie die Regionalregierung mitteilte. Ende Februar soll auch die Maskenpflicht nur noch in deutlich weniger Bereichen gelten.

Anders als in England müssen die Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Geschäften aber weiterhin getragen werden, Schulen sollen darüber selbst entscheiden. So weit wie England, wo Premierminister Boris Johnson bald die Isolationspflicht für Infizierte aufheben will, geht man in Wales vorerst nicht. Nordirland hingegen erhält seine Beschränkungen noch aufrecht, die Regionalregierung will allerdings Ende Februar Öffnungsschritte vorstellen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Österreich

Österreich hat mit rund 2500 Fällen pro 100.000 Einwohnern eine fast doppelt so hohe Sieben-Tage-Inzidenz wie Deutschland – aber bereits an diesem Samstag fällt unter anderem die 2G-Regel in allen Geschäften und in den Museen. Für den 19. Februar ist bisher geplant, dass in der Gastronomie wieder die 3G-Regel gilt. Damit hätten auch lediglich negativ Getestete wieder Zutritt zu den Lokalen. Ausnahme ist Wien, das an der 2G-Pflicht in der Gastronomie festhalten will.

Dänemark

In Dänemark gelten bereits seit dem 1. Februar bis auf vereinzelte Einreiseregeln praktisch keine Einschränkungen mehr. Die Maskenpflicht wurde abgeschafft, Impf-, Genesenen- oder Testnachweise müssen nicht mehr vorgezeigt werden. Für Events gibt es keine Teilnehmerbegrenzungen mehr, Klubs und Kneipen sind wieder offen – ohne Sperrzeiten für den Verkauf von Alkohol.

Norwegen

Wie Dänemark hat auch Norwegen zu Beginn des Februars fast alle Beschränkungen zurückgenommen: Das Alkoholausschankverbot und die Homeofficepflicht gelten nicht länger. Ebenso aufgehoben wurden Einschränkungen im Sport- und Freizeitbereich sowie Teilnehmerbeschränkungen für Zusammenkünfte.

Schweden

In der Nacht zum Mittwoch wurden im Land die allermeisten Coronaregeln aufgehoben. Sämtliche Beschränkungen für Restaurants, Klubs und Kneipen fielen weg, ebenso Teilnehmergrenzen für Zusammenkünfte. Urlauber aus dem Europäischen Wirtschaftsraum brauchen zudem bei der Einreise keinen Nachweis einer Impfung, Genesung oder eines negativen Coronatests mehr.

Finnland

Finnland ist ein wenig langsamer als seine nordischen Nachbarn – will aber ab dem 14. Februar Regeln für Restaurants und Kneipen lockern und alle Beschränkungen für Kultur, Sport und Veranstaltungen aufheben. Die Klubs bleiben aber zu.

Frankreich

Bereits vor knapp drei Wochen hat Frankreich inmitten der Omikron-Welle gelockert: Obergrenzen für Sport- und Kultureinrichtungen fielen weg, Maskenregeln im Freien auch. Arbeiten im Homeoffice wird nur noch empfohlen und nicht mehr auferlegt. Mitte Februar sollen auch Diskotheken wieder öffnen dürfen, das Essen und Trinken in Zügen ist dann ebenso wieder erlaubt. Allerdings: Für den Besuch von Restaurants, Bars und Kinos sowie Reisen im Fernverkehr gilt vorerst weiterhin 2G.

Nach den Winterferien, die je nach Region zwischen dem 20. Februar und dem 6. März enden, werde es an Grundschulen keine Maskenpflicht mehr auf dem Pausenhof geben, teilte das Bildungsministerium am Freitag in Paris mit. In den Klassenräumen müssen aber weiter Masken getragen werden.

Italien

Italien bleibt ähnlich streng wie aktuell noch Deutschland. Lediglich die Klubs dürfen seit heute wieder öffnen, die Maskenpflicht im Freien fällt ebenfalls. Bei größeren Menschenansammlungen und in Innenräumen muss die Maske weiterhin getragen werden – die Regel soll noch bis Ende März gelten. In der Gastronomie und Hotels, in Kinos und in öffentlichen Verkehrsmitteln gilt aber weiterhin die 2G-Regel. Ausnahmen gibt es für Touristinnen und Touristen: Die dürfen auch unter 3G-Regeln in Hotels und Restaurants. Für die Einreise muss man geimpft, genesen oder getestet sein.

Spanien

In Spanien endete am Donnerstag die Maskenpflicht im Freien. Katalonien mit Barcelona öffnet ab heute wieder das Nachtleben. Vielerorts gilt aber noch die 3G-Regel – auch für die Einreise. Mallorca geht einen Schritt weiter, um den Tourismus anzukurbeln: Hier wird 3G in Klubs und Restaurants schon diesen Samstag abgeschafft.

Portugal

In Portugal brauchen Geimpfte und Genesene seit Montag bei der Einreise keinen negativen Test mehr. Der Corona-Notstand läuft allerdings noch bis zum 22. März. In Hotels, Restaurants und anderen Einrichtungen gilt entsprechend 3G. Die Regierung erwägt jedoch eine baldige Lockerung der Regeln.

Griechenland

Griechenland behält seine strengen Coronaregeln weitestgehend bei: Ungeimpfte haben keinen Zugang zu öffentlichen Räumen wie Kinos, Theater, Museen, Bars und Tavernen. Eine strenge Maskenpflicht, auch im Freien, bleibt bestehen. Allerdings: Seit Anfang Februar dürfen Bars und Cafés wieder Musik spielen. Dies war zuvor verboten, da befürchtet wurde, dass bei zu viel Musik alles in eine Party ausufert. Ebenfalls schon gelockert: Geimpfte müssen bei der Einreise keinen zusätzlichen negativen PCR-Test mehr vorlegen.

Belgien

Auch Belgien bleibt vorsichtig, größere Lockerungen gibt es bislang nicht. Die Regierung denkt aber über Lockerungen ab Ende kommender Woche nach, die Sperrstunde für Restaurants und Kneipen könnte dann wegfallen. Die Homeofficepflicht könnte von vier auf drei Tagen pro Woche reduziert werden.

Schweiz

Die Homeofficepflicht und die Quarantäne für Kontaktpersonen von Infizierten ist bereits beendet. Bald soll auch die Quarantäne für Infizierte eingekürzt werden. Mehr Lockerungen könnten folgen: Die Eidgenossen wollen am 16. Februar entscheiden, ob die Beschränkungen schrittweise oder ganz aufgehoben werden. In Innenräumen wie beim Restaurantbesuch gelten aktuell noch die 2G-Regel und Maskenpflicht.

Tschechien

Tschechien lockerte trotz hoher Infektionszahlen die Coronaregeln in mehreren Bereichen. Seit dem 9. Februar müssen in Restaurants und bei Veranstaltungen keine Nachweise über den Impf- oder Genesenenstatus mehr vorgezeigt werden. Ungeimpfte bekommen somit dort wieder Zugang. Ab dem 18. Februar entfällt zudem die Testpflicht in Unternehmen und Schulen. Die FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen wird allerdings beibehalten. Bei der Einreise gilt für Touristen weiterhin eine PCR-Testpflicht, nur Geboosterte sind befreit.

Polen

Auch Polen lockert: Ab dem 15. Februar müssen Infizierte nur noch sieben statt zehn Tage in Isolation. Die Quarantäne für Kontaktpersonen ist bereits seit gestern gestrichen. Zudem werden die Einreisebestimmungen gelockert: Reisende aus dem Schengenraum, die nicht vollständig geimpft oder genesen sind, müssen künftig nicht mehr nach der Einreise in Quarantäne.

Rumänien

Das Land hat noch bis zum 8. März einen Notstand verhängt. Der fällt im Ländervergleich allerdings moderat aus: Für Hotels, Restaurants, Kultureinrichtungen und Geschäfte (außer Lebensmitteln, Apotheken) gilt die 3G-Regel. In öffentlichen Bereichen gilt Maskenpflicht.

Bulgarien

Bulgarien ist mit knapp 30 Prozent Geimpften Schlusslicht im EU-Vergleich, gleichzeitig steigt der Druck von Maßnahmengegnern im Land. Die Regierung plant daher für März Lockerungen bei Zugangsbeschränkungen für die Gastronomie und Einkaufszentren. Die Einreise ist aktuell unter 3G-Bestimmungen möglich.

Ungarn

Das Land hatte bereits im Juni 2021 die meisten seiner Coronamaßnahmen aufgehoben. Seit Beginn der vierten Welle im Herbst gilt allerdings wieder eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und öffentlich zugänglichen Innenräumen.

Slowakei

Wie Bulgarien hat die Slowakei mit 49 Prozent der Bevölkerung eine der niedrigsten Impfquoten der EU – und aktuell sehr hohe Infektionszahlen. Die Regierung plant daher keine Lockerungen. Im Gegenteil: Die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken wurde jüngst verschärft.

Kroatien

In Kroatien gelten 3G-Regeln für die touristische Einreise sowie für den Besuch von Restaurants, aber auch für die Mitarbeiter von öffentlichen Einrichtungen. Lockerungen sind aktuell keine geplant.

Luxemburg

Das Parlament in Luxemburg hat heute grünes Licht für weitgehende Lockerungen der Coronamaßnahmen gegeben. In der Gastronomie gilt wieder die 3G-Regelung, nach der auch Ungeimpfte mit einem aktuellen negativen Coronatest Zutritt bekommen. Auch in Hotels sowie in den Bereichen Freizeit und Sport wird die 2G-Plus-Reglung (geimpft oder genesen plus Booster oder Test) durch 3G ersetzt.

Außerdem fällt die Sperrstunde um 23 Uhr im Gastro-Bereich weg – Diskotheken und Clubs dürfen wieder öffnen. Im Privaten gibt es keine Kontaktbeschränkungen mehr und Kontaktpersonen von Infizierten müssen nicht mehr in Quarantäne.

mrc/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten