Corona-Infektion von Trump Was wird aus der US-Wahl?

Leere Stühle vorm ersten Fernsehduell: Die weiteren Debatten zwischen Trump und Biden fallen nun wahrscheinlich aus
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Der Wahlkampf in den USA läuft auf Hochtouren. Vor wenigen Tagen erst standen sich Präsident Donald Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden in einem ersten Fernsehduell gegenüber, und in knapp vier Wochen sind mehr als 200 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, über den zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten abzustimmen. Nun hat sich Trump allerdings mit dem Coronavirus angesteckt - eine Diagnose, die den Präsidentschaftswahlkampf auf den Kopf stellen dürfte.
Bisher geht es Trump offiziellen Angaben zufolge gut. Er sei asymptomatisch erkrankt, heißt es. Dennoch sorgt die Diagnose für Verunsicherung und wirft die Frage auf, was passiert, wenn der Krankheitsverlauf sich doch problematischer entwickelt.
Noch sind es 32 Tage bis zur Wahl. Antworten auf die wichtigsten Fragen dazu im Überblick.
Wie geht es im Wahlkampf weiter?
Die beiden noch geplanten TV-Debatten zwischen Trump und Biden - übernächste Woche und in der Woche darauf - fallen höchstwahrscheinlich aus.
Gestrichen sind nun sicher auch die großen Wahlkampf-Events von Trump. In den vergangenen Wochen ist der Präsident dafür immer wieder in die Kritik geraten. Bei den Großveranstaltungen ließ sich der Präsident bislang von Tausenden Anhängern bejubeln - diese standen dabei oft dicht gedrängt und ohne Maske. Statt in vollen Messehallen wird Trump die kommenden Tage nun in Quarantäne verbringen.
Einen Monat vor der Wahl dürfte Trumps Diagnose damit den Präsidentschaftswahlkampf frühzeitig beendet haben.
Was bedeutet die Diagnose für die Regierungsgeschäfte?
Trump gehe es derzeit gut, heißt es von seinem Leibarzt. Auch die Regierungsgeschäfte könne er weiterführen. "Seien Sie versichert, dass der Präsident während seiner Erholung seine Pflichten ohne Unterbrechung weiter ausüben kann", hieß es in der offiziellen Stellungnahme. Über jedwede Entwicklungen in der Zukunft wolle man die Bevölkerung auf dem Laufenden halten.
Eine solche Entwicklung könnte auch eine Verschlechterung von Trumps Gesundheitszustand sein. Immerhin ist der Präsident bereits 74 Jahre alt und übergewichtig, damit zählt er zur Risikogruppe. Was also, wenn er die Regierungsgeschäfte nicht mehr führen kann?
Dann würde Vizepräsident Mike Pence einspringen. Und auch für den Fall, dass Trumps Stellvertreter ebenfalls ausfällt, hat die US-amerikanische Verfassung eine Lösung. Nummer drei in der Nachfolgeliste wäre dann Nancy Pelosi, die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses.
Was passiert, wenn ein Präsidentschaftskandidat nicht mehr antreten kann?
Fällt ein von der Partei nominierter Kandidat vor der Wahl aus, ist das jeweilige nationale Parteikomitee am Zug und muss einen neuen Kandidaten bestimmen. Die Republikaner haben in ihren parteiinternen Richtlinien festgelegt, dass in diesem Fall auch ein erneuter Nominierungsparteitag einberufen werden kann. Das gilt jedoch als unwahrscheinlich - allein schon wegen des Zeitdrucks, der auf den Parteien lastet.
Sowohl bei den Demokraten als auch bei den Republikanern wäre die naheliegendste Wahl für einen Ersatzkandidaten der Anwärter auf den Posten des Vizepräsidenten. Sollte Trump ausfallen, würde demnach vermutlich Pence einspringen, bei Biden wäre es Kamala Harris. In diesem Fall müssten sich die Parteien dann auf die Suche nach einem neuen Kandidaten um die Vizepräsidentschaft machen.
Könnte die Wahl verschoben werden?
Ja. Die Hürden für eine Verschiebung der Präsidentschaftswahl am 3. November sind allerdings extrem hoch, weil der Termin - der Dienstag nach dem ersten Montag im November - seit 1845 gesetzlich festgeschrieben ist. Ändern ließe sich das nur durch den US-Kongress; sowohl das Repräsentantenhaus als auch der Senat müssten zustimmen. Und eine solche Verlegung könnte noch vor Gerichten angefochten werden.
Auf diesem Weg könnte man einige Wochen gewinnen. Aber: Auch der weitere Zeitplan ist in der Verfassung festgeschrieben - und starr: Der Starttermin für den neuen Kongress ist der 3. Januar, der Amtsantritt des Präsidenten am 20. Januar.