Corona-Infektionen bei Politikern Positiv wie Trump

Brasiliens Präsident Bolsonaro: Er hatte Corona lange als "kleine Grippe" bezeichnet
Foto: Alan Santos/ dpaDonald Trump hat sich mit Corona angesteckt. 32 Tage vor der US-Wahl bestimmt dieses Thema international die Nachrichten. Doch der US-Präsident ist längst nicht der erste mächtige Politiker, dessen Erkrankung für Schlagzeilen sorgt.
In den vergangenen Monaten wurden Minister, Parteiführer und Regierungschefs rund um den Globus positiv auf das Virus getestet. Wie die prominenten Patienten damit umgegangen sind, sagt oft auch etwas über die Corona-Politik im jeweiligen Land aus.
Bolsonaro präsentierte sich nach überstandener Krankheit wieder als starker Mann
Einer der wohl bekanntesten Betroffenen war Jair Bolsonaro. Monatelang stand Brasiliens Präsident wegen seines Umgangs mit der Pandemie in der Kritik. Während in dem Land bereits Massengräber für die Corona-Toten ausgehoben wurden, sprach Bolsonaro im Zusammenhang mit der Krankheit noch von einer "kleinen Grippe" und ließ sich bei Großveranstaltungen von zahlreichen Anhängern bejubeln - ohne Maske oder Abstandhalten.
Anfang Juli kam dann die Diagnose: Brasiliens Präsident hat Corona. Die Krankheit nahm einen milden Verlauf. Die Quarantänezeit nutzte Bolsonaro jedoch, um sich neu zu erfinden .
Nach überstandener Covid-19-Infektion konnte er sich einmal mehr als starker Mann präsentieren und inszeniert sich seither als Retter der Armen im Land. Geschadet hat ihm Covid-19 also nicht, stattdessen waren seine Umfragewerte zwischendurch so gut wie nie.
Johnson setzt nach Erkrankung auf Diät und Abstand
Weniger mild verlief die Krankheit hingegen bei Boris Johnson. Im Kampf gegen Corona setzte der britische Premier zunächst auf eine umstrittene Strategie.
Er hatte eine "Herdenimmunität" angestrebt, die Corona-Zahlen in Großbritannien stiegen jedoch wie in kaum einem anderen europäischen Land. Schließlich änderte die Regierung ihren Kurs und setzte strenge Maßnahmen durch. Johnson infizierte sich trotzdem und verbrachte mehrere Tage auf der Intensivstation. Einen kleinen Sinneswandel scheint die Krankheit bei ihm dann ausgelöst zu haben.

Boris Johnson: Nach überstandener Krankheit setzt der britische Premier auf Abstand und Bewegung
Foto: Andrew Parsons/ dpaEnde Juli ließ er sich beim Spaziergang mit seinem Hund fotografieren und forderte seine Landsleute auf, es ihm gleichzutun: Sie sollten auf Abstand gehen, zu Hause bleiben - und sich mehr bewegen. Mittlerweile steigen die Corona-Zahlen in Großbritannien wieder, und Fotos von Johnson beim Spazierengehen gab es in der Presse schon länger nicht mehr.
Frankreichs Finanzminister: "Keinesfalls eine harmlose Krankheit"
Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire verzichtet eigenen Angaben zufolge derzeit ebenfalls auf sportliche Aktivitäten. Der Politiker begab sich nach seiner Erkrankung im September acht Tage lang in Quarantäne. In dieser Woche berichtete er in einem Radiointerview von France Inter erstmals über den Verlauf der Krankheit. Normalerweise sei er jemand, der wöchentlich 25 bis 30 Kilometer jogge.
"Zurzeit kann ich nicht mehr joggen, weil ich diese Krankheit hatte, die keinesfalls eine harmlose Krankheit ist", sagte Le Maire weiter. Covid-19 habe bei ihm einen sehr heftigen Verlauf genommen, sagte der Minister und nutzte das Interview für einen Appell: "Diese Krankheit ist nicht wie irgendeine andere. Wenn Sie all jene, die Sie lieben, beschützen wollen, dann verhalten Sie sich bitte nicht egoistisch und respektieren die Sicherheitsmaßnahmen", sagte er. Daran wird auch die Strategie der Regierung in Frankreich sichtbar. Paris hatte im Kampf gegen die Pandemie streng durchgegriffen und einen der härtesten Lockdowns Europas verhängt.
Trotz wieder steigender Infektionszahlen scheut sich die Regierung derzeit jedoch vor landesweiten Einschränkungen - auch aus Sorge vor den wirtschaftlichen Folgen. Stattdessen setzt Frankreich auf die Vernunft der Bürger.
Israelischer Minister sprach von "Strafe Gottes"
Vernunft getrieben war das Handeln von Yaakov Litzman wohl eher nicht. Im März sagte der damalige israelische Gesundheitsminister über Corona: "Es ist eine Strafe Gottes gegen Homosexualität."
Wenige Wochen später erkrankten er und seine Frau selbst. Der ultraorthodoxe Politiker hatte kurz zuvor noch gemeinsam mit anderen gebetet, obwohl das gegen die Hygieneregeln verstieß, die sein eigenes Ministerium verabschiedet hatte. Ab Mai war er dann im neu gebildeten Kabinett nicht mehr Gesundheits-, sondern Wohnungsbauminister. Von diesem Amt trat er allerdings vor wenigen Wochen zurück aus Protest gegen den erneuten Lockdown in Israel.
Bei italienischem Parteichef stieg die Fieberkurve
Besser im Griff hat Italien die Pandemie mittlerweile. Das Land wurde als erstes in Europa massiv vom Coronavirus getroffen - mit harten Ausgangssperren und strengeren Verhaltensregeln hat Italien die Situation unter Kontrolle gebracht.
Kämpferisch gab sich dabei auch Nicola Zingaretti, Chef der italienischen Regierungspartei Partito Democratico und Präsident der Region Latium. Er war einer der ersten prominenten Politiker, die sich angesteckt hatten.
Zingaretti war kurz vor dem Lockdown erkrankt. Ihm gehe es gut, hieß es in einer ersten Mitteilung. "Kopf hoch an alle, und bis bald!" Wenig später stieg bei dem Politiker die Fieberkurve. Er wolle mit gutem Beispiel vorangehen, indem er den Anweisungen der Ärzte folge, teilte Zingaretti am 7. März mit. Drei Tage später verhängte Italien einen mehrmonatigen Lockdown.
Seine Genesung erfolgte dann nach 23 Tagen: "Ich bin vom Coronavirus geheilt, nun sind wir wieder vereint, um gemeinsam die Bestie zu besiegen", sagte er. Zu diesem Zeitpunkt zeigten die strengen Maßnahmen im Land erste Erfolge. So weit sind die USA noch nicht.