Coronakrise in Brasilien Genesener Bolsonaro geht auf Tuchfühlung

Seit Jair Bolsonaro seine Coronavirus-Infektion überstanden hat, sucht er die Öffentlichkeit. Um die Sicherheit seiner Anhänger kümmert er sich kaum. Der Präsident schüttelt gern Hände und vergisst auch mal seine Maske.
Jair Bolsonaro bei einem Auftritt am vergangenen Donnerstag: Maske unter dem Kinn, Hände in der Menge

Jair Bolsonaro bei einem Auftritt am vergangenen Donnerstag: Maske unter dem Kinn, Hände in der Menge

Foto: Alan Santos/HANDOUT/EPA-EFE/Shutterstock

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro war mit dem Coronavirus infiziert, hat die Infektion aber mittlerweile überstanden. Lehren zieht er aus seiner Erkrankung jedoch kaum. Bei Bolsonaros Besuch in Bagé im Süden Brasiliens bildeten sich Menschenansammlungen. Der Präsident trug zwar eine Maske, ging aber zu den Menschen, schüttelte Hände und nahm auch ein Kind auf den Arm, wie Videoaufnahmen zeigen.

Bolsonaro zeigte bei dem Auftritt außerdem das Malariamittel Hydroxychloroquin, das er zur Covid-19-Behandlung propagiert, obwohl es keine Belege zu dessen Wirkung gibt.

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Bolsonaro hatte vor mehr als drei Wochen bekanntgegeben, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert habe. Seitdem führte er die Amtsgeschäfte aus der Quarantäne in der Präsidentenresidenz in Brasília. Mehrere Tests fielen positiv aus, am Samstag twitterte er dann, ein neuer Test bei ihm sei negativ ausgefallen.

"Schimmel in der Lunge"

In einer Liveübertragung am Donnerstagabend sagte Bolsonaro, dass er sich nach der Corona-Ansteckung schwach gefühlt und in der Quarantäne "Schimmel in der Lunge" eingefangen habe. Zuvor hatte er das Coronavirus mehrfach als "leichte Grippe" abgetan. Inzwischen wurde auch Bolsonaros Frau Michelle positiv auf das Virus getestet.

Seit seiner Genesung sucht der Präsident die Öffentlichkeit. Dabei kam es in den vergangenen Tagen immer wieder zu Menschenansammlungen. Am Donnerstag weihte Bolsonaro im Nordosten des Landes ein System zur Wasserversorgung ein, auch dort begrüßte er in der Menge Menschen per Handschlag. Am Freitag eröffnete der Präsident fast 4000 Kilometer entfernt im Süden staatliche Sozialwohnungen. Zuletzt hatte er sich auch ohne Maske gezeigt.

Nach den USA ist Brasilien derzeit einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Bislang haben sich dort mehr als 2,5 Millionen Menschen nachweislich mit dem Virus infiziert. Mehr als 90.000 Patienten sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Zuletzt wurden etwa 69.000 Infizierte innerhalb eines Tages gemeldet.

ptz/dpa
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