Coronakrise in Europa EU-Staaten einigen sich auf Corona-Ampel-Karte

Die Europäische Union hat sich auf eine gemeinsame Ampel-Karte geeinigt, die die Risikogebiete in der EU einheitlich abbilden soll. Unterschiede bei der Bewertung wird es aber weiterhin geben.
Flaggen der Europäischen Union vor dem Kommissionsgebäude in Brüssel

Flaggen der Europäischen Union vor dem Kommissionsgebäude in Brüssel

Foto: Chris Emil Janssen / imago images/Chris Emil Janßen

Bislang sind die Regelungen zu Corona-Risikogebieten innerhalb der EU unterschiedlich. Mit einer gemeinsamen Ampel-Karte wollen die EU-Staaten das Reisewirrwarr in Europa mildern. Je nach Infektionsgeschehen sollen Regionen entweder grün, orange oder rot markiert werden. Für "grüne" Gebiete mit wenigen Corona-Fällen sollen die Staaten keine Reiseeinschränkungen erlassen. Darauf verständigten sich die Botschafter der EU-Staaten am Freitag mit ausreichender Mehrheit.

Gemeinsame Regeln für Reisende aus orange oder rot markierten Regionen sieht das Konzept nicht vor. Ebenso wenig einigten sich die EU-Staaten auf europaweite Standards für Quarantäne- und Testregeln.

Ampel-Karte soll von ECDC erstellt werden

"Der endgültigen Annahme durch die Europaminister am Dienstag steht nun nichts mehr entgegen", sagte ein Sprecher der deutschen Ratspräsidentschaft am Freitag nach einem Treffen der EU-Botschafter. Weil Deutschland derzeit den Vorsitz der EU-Staaten innehat, leitet es die Verhandlungen.

Die Ampel-Karte soll von der europäischen Gesundheitsagentur ECDC erstellt und wöchentlich aktualisiert werden. Neben den EU-Staaten soll sie unter anderem auch Island und Norwegen umfassen. Die Verständigung der Botschafter soll kommenden Dienstag noch beim Rat für Allgemeine Angelegenheiten von den Ministern bestätigt werden. Die Empfehlungen sind allerdings nicht bindend.

Innerhalb der EU gibt es bislang große Unterschiede, was die Einstufung von Risikogebieten angeht, weil alle Länder ihre eigenen Kriterien anlegen. Deshalb hatte die EU-Kommission Anfang September Kriterien für einheitliche Reisebeschränkungen sowie Corona- und Quarantäneregeln vorgeschlagen, die noch umfassender als die jetzige Einigung waren. Kritiker argumentierten jedoch, dass dabei etwa die unterschiedliche Leistungsfähigkeit von Gesundheitssystemen nicht berücksichtigt wurde. Bei Fragen der Quarantäne und des möglichen Freitestens durch einen negativen Corona-Test wollen sich die EU-Staaten künftig besser koordinieren.

Kriterien für die Corona-Karte sollen künftig die 14-Tage-Inzidenz - also die Zahl an Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen zwei Wochen - die Rate positiver Tests sowie die Rate durchgeführter Tests sein. Zumindest für Reisende aus "grünen" Regionen sollen die EU-Staaten die Einreise nicht mehr verwehren. Dies wären Gebiete, in denen die 14-Tage-Inzidenz unter 25 und die Rate positiver Tests unter 4 Prozent liegt.

"Orange" wären Regionen, in denen die 14-Tage-Inzidenz unter 50, die Rate positiver Tests aber bei vier Prozent oder darüber liegt. Ebenfalls "orange" wären Regionen, in denen die Inzidenz zwischen 25 und 150 Fällen liegt, die Rate positiver Tests aber unter vier Prozent. Bei einer 14-Tage-Inzidenz ab 50 sowie einer Positivrate ab vier Prozent würden Regionen "rot" markiert - oder bei einer Inzidenz höher als 150. Zudem soll es "graue" Regionen mit unzureichenden Daten geben.

Zusätzliche Kriterien könnten Daten zur Bevölkerungsgröße, zur Aufnahme in Krankenhäusern und auf Intensivstationen sowie zu Sterberaten sein. Vor möglichen Maßnahmen soll das betroffene Land informiert werden - am besten 48 Stunden vorher. Ausnahmen soll es etwa für Saisonarbeiter, Diplomaten, Lkw-Fahrer oder Journalisten im Einsatz geben. Auch an einem gemeinsamen Reiserückkehrformular - wenn möglich digital - wolle man arbeiten.

höh/dpa
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