Angst vor mutiertem Coronavirus aus Großbritannien Der Kontinent schottet sich ab

Die neue Virusvariante aus Großbritannien breitet sich rasant aus. Die EU will keine Zeit verlieren, mehrere Staaten kappen den Reiseverkehr – elf Tage vor dem Brexit.
Lkw-Schlangen vor dem Eurotunnel in Nordfrankreich (Archivbild)

Lkw-Schlangen vor dem Eurotunnel in Nordfrankreich (Archivbild)

Foto: PASCAL ROSSIGNOL / REUTERS

Mit Flugverboten und Grenzschließungen rüstet sich Europa gegen eine in Großbritannien entdeckte, hochansteckende Variante des Coronavirus. Die Virusmutation ist nach britischen Behördenangaben bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form. Die britische Regierung zeigte sich besorgt, die neue Variante sei »außer Kontrolle«.

Außerhalb Großbritanniens wurden an diesem Sonntag bislang zwölf Fälle der neuen Virusvariante gemeldet – neun in Dänemark und je einer in Italien, den Niederlanden und Australien. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft hat für diesen Montag ein Notfalltreffen mit Vertretern anderer Mitgliedstaaten einberufen, um über ein gemeinsames Vorgehen zu beraten. Der Eurotunnel ist bereits gesperrt, das Fährterminal im englischen Dover geschlossen.

Während in Brüssel noch über einen Brexit-Handelspakt verhandelt wird, sehen sich die Briten bereits faktisch isoliert – elf Tage vor dem offiziellen Austrittstermin. Die Maßnahmen fallen in eine Zeit, in der die Ungewissheit über den Ausgang der Brexit-Verhandlungen bereits für ein Verkehrschaos sorgt. Vor dem britischen Hafen Dover sowie vor dem Eurotunnel stauten sich am Wochenende Lastwagen bereits kilometerweit. Viele Häfen sind wegen des Weihnachtsgeschäfts und Lieferungen medizinischer Güter in der Corona-Pandemie ohnehin überlastet.

Mit diesen Maßnahmen reagieren die Länder – der Überblick:

Deutschland

Die Bundesregierung hatte angekündigt, dass sie neben dem Vereinigten Königreich auch für den Reiseverkehr zwischen Deutschland und dem ebenfalls betroffenen Südafrika Einschränkungen beabsichtigt. Für beide Länder solle am Montag noch eine Verordnung erlassen werden, kündigte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in der ARD an. Die Maßnahmen im Einzelnen:

  • Deutschland stoppt Flüge aus Großbritannien weitgehend.

  • Landungen aus dem Land sind ab Mitternacht untersagt.

  • Ausgenommen sind reine Frachtflüge.

  • Reisende aus Großbritannien und Südafrika sollen von der Bundespolizei sofort systematisch kontrolliert werden.

In Deutschland ist die neue Variante nach Angaben des Berliner Charité-Virologen Christian Drosten bisher nicht aufgetaucht. Die Verbreitung könne Zufall sein, schrieb der Corona-Experte auf Twitter. Die Mutationen verschafften dem Virus nicht zwingend einen Selektionsvorteil, auch wenn das möglich sei. Ein Selektionsvorteil kann dazu führen, dass sich ein Virus leichter ausbreiten kann.

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Großbritannien

Die Virusvariante weitet sich vor allem in London und Südostengland rasant aus.

  • Für die Region ordneten die Behörden einen Shutdown mit Ausgangs- und Reisesperren an.

  • Die britischen Landesteile Wales und Schottland verschärften die Restriktionen.

  • Das Fährterminal in Dover wurde geschlossen.

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Fährverbindung von Calais nach Dover (Archivbild)

Fährverbindung von Calais nach Dover (Archivbild)

Foto: PASCAL ROSSIGNOL / REUTERS

Frankreich

  • Frankreich verhängt ein Einreiseverbot für Reisende aus Großbritannien auf dem Luft-, See- und Landweg.

  • Auch der Eurotunnel ist seit diesem Sonntagabend, 23 Uhr, für den gesamten Verkehr aus Großbritannien geschlossen.

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Beneluxstaaten

  • Belgien schließt für mindestens 24 Stunden seine Grenzen zu Großbritannien; das betrifft auch den Eurostar-Zug durch den Tunnel unter dem Ärmelkanal.

  • Die Niederlande sagten Flüge von und nach Großbritannien ab. Dort ist ebenfalls ein erster Fall der Mutation aufgetreten.

Italien

  • Italien will die Flugverbindungen mit Großbritannien aussetzen.

Die neue Variante des Coronavirus aus Großbritannien ist auch bei einem Infizierten in Italien festgestellt worden. Die Mutation sei bei einem Patienten im Celio-Militärkrankenhaus in Rom nachgewiesen worden, teilte das italienische Gesundheitsministerium am Sonntag mit. Der Patient war demnach kürzlich aus Großbritannien zurückgekehrt und war mit seiner Familie in Quarantäne.

Österreich

Schweiz

  • Ab Mitternacht wollte die Schweiz alle Flugverbindungen nach Großbritannien und Südafrika einstellen.

Griechenland

  • In Griechenland müssen alle Einreisenden aus dem Vereinigten Königreich ab Montag eine Woche in Quarantäne. 

Skandinavien

  • Norwegen verlangt von Einreisenden einen negativen Corona-Test

  • und auch Schweden plant Reiserestriktionen. 

Irland

  • Großbritanniens Inselnachbar Irland untersagte für mindestens 48 Stunden Flüge aus Großbritannien.

Bulgarien

  • Auch Bulgarien hat die Flüge von und nach Großbritannien ausgesetzt. Der Flugstopp tritt um null Uhr am Montag in Kraft und gilt bis Ende Januar, wie die Regierung in Sofia am Sonntagabend mitteilte.

kim/dpa/AFP
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