Coronamaßnahmen Niederlande verhängen strikten Lockdown ab 17 Uhr

Die Niederlande machen ab Sonntag dicht. »Im Prinzip alles« sei dann geschlossen, verkündet Premier Rutte. Zugleich fürchtet die Regierung neue Krawalle – mehrere Personen wurden vorsorglich festgenommen.
Das fast menschenleere Eindhoven im Lockdown im Herbst 2020

Das fast menschenleere Eindhoven im Lockdown im Herbst 2020

Foto: Rob Engelaar / dpa

Die Niederlande wollen mit einem harten Einschnitt auf die schnell steigenden Infektions- und Patientenzahlen im Land reagieren. Ab Sonntag gilt landesweit ein abendlicher Lockdown: Geschäfte, Kulturstätten, Gaststätten und Sportklubs müssen dann täglich bereits um 17 Uhr schließen.

Die verschärften Maßnahmen gelten für zunächst drei Wochen, kündigte Ministerpräsident Mark Rutte an. »In den Niederlanden ist dann im Prinzip alles ab 17 Uhr geschlossen.« Ausgenommen seien Supermärkte.

Schulen sollen vorerst geöffnet bleiben. Allerdings müssen Schüler ab zehn Jahren eine Mundmaske tragen, wenn sie nicht an ihrem Platz sitzen. Die 1,5-Meter-Distanz-Regel wird ausgeweitet auf Kinos, Theater und Gaststätten. Das heißt, dass sie weniger Besucher empfangen können. Dort wird auch wieder die Maskenpflicht gelten. Es müsse eine Wende geben, sagte Rutte.

Land kurz vor dem Notzustand

Vor allem die Lage in den Krankenhäusern spitzt sich zu. Gesundheitsminister Hugo de Jonge verhängte Notmaßnahmen, sodass nun auch akute Behandlungen abgesagt werden können. In einem Krankenhaus in Utrecht werden 120 Militärangehörige eingesetzt, um Pflegepersonal zu entlasten. Der Notzustand müsse verhindert werden, sagte de Jonge.

Im ganzen Land hatten sich Einsatzkräfte auf mögliche Unruhen wegen der verschärften Maßnahmen vorbereitet. Einige Personen waren am Freitag bereits vorsorglich wegen Aufrufen zu Krawallen auf sozialen Netzwerken festgenommen worden. Am vergangenen Wochenende hatte es nächtelang zum Teil heftige Ausschreitungen gegeben. Die Polizei rechnet erneut mit Protestaktionen am Wochenende.

Die Regierung war wegen der vorzeitigen Lockerungen im September stark in die Kritik geraten. Die Infektionszahlen stiegen schnell. Am 13. November hatte die Regierung dann die Notbremse gezogen und einen Teil-Lockdown verhängt. Doch vor allem die Lage in den Krankenhäusern verschärfte sich.

Zuletzt waren am Freitag etwa 21.350 neue Coronafälle registriert worden, das sind zwar etwa 900 weniger als am Vortag. Doch die Testkapazität der Behörden ist längst erschöpft. Im Schnitt waren in den vergangenen sieben Tagen 19 Prozent mehr neue Infektionen gemeldet worden.

mrc/dpa
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