Coronawelle nach Abkehr von Null-Covid-Politik WHO mahnt China zu Transparenz – immer mehr Länder lassen Reisende testen

Die Coronazahlen in China steigen rasant. Die Weltgesundheitsorganisation fordert mehr Informationen, immer mehr Länder verhängen eine Testpflicht. Und was macht Deutschland?
Empfang von Reisenden aus China in Mailand: Immer mehr Länder verhängen eine Testpflicht

Empfang von Reisenden aus China in Mailand: Immer mehr Länder verhängen eine Testpflicht

Foto: Matteo Bazzi / EPA

Unter dem Eindruck der aktuellen Corona-Infektionswelle in China verschärfen immer mehr Länder ihre Kontrollen für Einreisende aus der Volksrepublik. Am Freitagabend kündigten auch Frankreich und England eine Testpflicht an, zuvor hatten bereits Italien, Spanien, die USA, Indien und Südkorea ähnliche Maßnahmen eingeführt oder in Aussicht gestellt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bei einem Treffen mit Vertretern Chinas zudem mehr Transparenz über das Infektionsgeschehen im Land angemahnt. Bei dem Austausch am Freitag sei die chinesische Seite zum wiederholten Mal gebeten worden, präzise Daten in Echtzeit zu erheben und mit der WHO zu teilen, hieß es. Zu den von der WHO geforderten Angaben gehörten »mehr Daten zu genetischer Sequenzierung« sowie Daten zu »Krankenhauseinlieferungen, Intensivstationsauslastung und Todesfällen«.

Die Organisation habe zudem Daten zu Impfungen verlangt, insbesondere für Menschen mit besonderem Risiko und jenen, die älter als 60 Jahre sind, hieß es in der Erklärung. Die WHO habe erneut »die Wichtigkeit von Impfungen und Auffrischungen« betont und Peking ihre Hilfe angeboten. Die WHO hatte sich zuletzt »sehr besorgt« über die Corona-Lage in China gezeigt und detaillierte Informationen gefordert.

Außenminister Wang Wenbin weist die Vorwürfe zurück

China erlebt derzeit den weltweit höchsten Anstieg an Covid-Infektionen, die Krankenhäuser sind vielerorts überfüllt. Peking war Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende von seiner strengen Null-Covid-Politik abgerückt. Seither wurden die Corona-Restriktionen deutlich gelockert. Nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen haben sich allein in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung infiziert. Wissenschaftler warnen, die Corona-Welle könnte neue Varianten hervorbringen, die dann ihren Weg in andere Länder finden würden.

Chinas Außenministeriumssprecher Wang Wenbin wies Vorwürfe, sein Land stelle nicht ausreichend Daten zur Verfügung, zurück. »Seit dem Ausbruch der Epidemie hat China relevante Informationen und Daten mit der internationalen Gemeinschaft, auch der WHO, auf offene und transparente Art und Weise geteilt«, erklärte er.

Testpflicht in immer mehr Ländern – Lauterbach sieht noch keine Veranlassung

Die französische Regierung teilte am Abend mit, China-Reisende müssten künftig einen negativen Coronatest vorlegen, der weniger als 48 Stunden alt ist. Die Testpflicht für China-Reisende soll unabhängig davon gelten, ob sie mit einem Direktflug oder nach einem Umstieg auf französischem Staatsgebiet landen.

Mit der Entscheidung in Paris könnte der Druck auf Deutschland wachsen, ebenfalls Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Italien hatte bereits am Mittwoch eine Corona-Testpflicht für Reisende aus China eingeführt. Spaniens Gesundheitsministerin Carolina Darias verkündete am Freitagvormittag, Reisende aus der Volksrepublik müssten künftig einen negativen Coronatest oder einen Nachweis über einen vollständigen Impfschutz vorlegen.

Gesundheitsminister Lauterbach sagte am Freitag vor Journalisten, dass er derzeit keine Veranlassung für eine Corona-Testpflicht für Reisende aus China sehe. Bei dem Termin kündigte er auch an, am Freitagnachmittag mit seinem französischen Amtskollegen über das Thema sprechen zu wollen. Lauterbach mahnte eine europäische Lösung an. »Wir brauchen ein sehr genaues ›Varianten-Monitoring‹, denn diese Varianten-Überwachung können wir nicht zuverlässig aus China abrufen«, sagte er. »Hier könnte auch die gezielte Überprüfung beispielsweise von einzelnen Flugzeugen eine Rolle spielen, das wird vorbereitet.« Es gebe aber keinen Anlass für »Antigen-Tests auf Routine-Basis«.

Bei einem Treffen am Donnerstag in Brüssel hatten sich Vertreter der Gesundheitsminister der EU-Länder nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können.

Die britische Regierung erklärte, neben einer Testpflicht für Reisende aus China vor dem Abflug würde auch bei der Ankunft stichprobenartig getestet, um neue Varianten nachverfolgen zu können. Die neuen Regelungen sollen ab dem 5. Januar gelten.

mgo/AFP/dpa
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