Unbelehrbar im Wahlkampf Trump besucht erneut Medizinunternehmen ohne Maske
Bilder wie aus einer anderen Zeit: Donald Trump auf Wahlkampftour im Swingstate Pennsylvania. Am Straßenrand jubeln ihm die Menschen zu. Von Abstand keine Spur, auch Masken sind kaum zu sehen. Dabei ist Pennsylvania stark von Corona betroffen:. Allein hier gibt es mehr als 60.000 Infizierte, Platz sechs unter den US-Staaten.
Und es gibt strenge Regeln: Unternehmen müssen Mitarbeiter mit Masken ausstatten. Auch Kunden müssen welche tragen. Aber offenbar nicht der US-Präsident. Beim Besuch eines Logistikzentrums für Schutzmasken zeigte sich Donald Trump ohne Mundschutz. Wieder einmal.
Erst vor eineinhalb Wochen war Trump scharf kritisiert worden, als er eine Maskenfabrik in Arizona ohne Maske besucht hatte. Und im Hintergrund spielte der James-Bond-Song "Live and let die" - das Bild des ignoranten Präsidenten war perfekt.
Schon Anfang April erklärte Trump, dass er die Empfehlung seiner eigenen Regierung wohl nicht befolgen werde. Eine Schutzmaske zu tragen, während er andere Staatsoberhäupter treffe – das sehe er nicht so richtig für sich. Offenbar gilt diese Einschätzung längst nicht mehr nur für offizielle Staatstreffen. Ein Lerneffekt ist jedenfalls nicht zu verzeichnen.
Umso erstaunlicher diese Worte des Präsidenten in Pennsylvania, der das Virus vor kurzem noch mit einer harmlosen Grippe verglichen hat.
Donald Trump, US-Präsident:
Wissen Sie, Sie können über die Grippe sagen, was Sie wollen. Aber ich habe noch nie jemanden, den ich kannte, an die Grippe verloren. Ich hatte schon Bekannte, die die Grippe hatten, die krank waren, sich nicht gut gefühlt haben. Dann rufst du an und fragst: "Wie geht’s dir?" Nach drei Tagen, zwei Tagen, einer Woche geht es ihnen wieder gut. Niemand sagt jemals, dass sie gestorben sind. Aber fünf Menschen, die ich kannte, sind am Coronavirus gestorben, zwei waren sehr gute Freunde. Du rufst zwei Tage später an und fragst: "Wie geht es ihnen?" – "Sir, sie liegen im Koma." – "Sie liegen im Koma?"
Dieser Grippe-Vergleich lässt zumindest erahnen, dass Trump die Gefährlichkeit von Corona erkannt hat. Allerdings sterben auch durch die Grippe viele Menschen. Der entscheidende Unterschied: Bei Corona gibt es noch keinen Impfstoff und keine wirksamen Medikamente. Jeder kann sich infizieren.
Trotz des Risikos will Trump so schnell wie möglich die US-Wirtschaft wieder hochfahren. Koste es, was es wolle.
Am New Yorker Times Square hängt mittlerweile eine Trump-Todesuhr. Installiert hat sie der Filmemacher Eugene Jarecki. Er möchte damit die Konsequenzen von Trumps Politik verdeutlichen. Die Uhr soll anzeigen, wie viele Menschen angeblich aufgrund von Trumps Amtsführung am Coronavirus gestorben sind. Mehr als 80.000 Todesfälle gibt es bisher in den USA, 50.0000 davon schreibt die Uhr Trump zu. Das geht auf eine Schätzung von Epidemiologen zurück, wonach rund 60 Prozent der Todesfälle hätten vermieden werden können, hätte das Weiße Haus die Maßnahmen zum Social Distancing eine Woche früher durchgesetzt.