Trumps Corona-Taktik "China ist der perfekte Sündenbock"
Woher kommt das Virus Covid-19, das weltweit Staaten in den Lockdown zwingt? Darüber spekulieren international Expertinnen und Experten. Die Mehrheit der Virologen geht davon aus, dass das Virus auf natürlichem Weg vom Tier auf den Menschen übertragen wurde. US-Präsident Donald Trump und sein Außenminister Mike Pompeo sind dagegen von einer anderen Theorie überzeugt.
Reporter auf der Pressekonferenz:
"Haben Sie zum jetzigen Zeitpunkt Informationen, die Sie davon in hohem Maße überzeugen, dass das Labor in Wuhan der Ursprung des Virus ist?
Donald Trump, US-Präsident:
"Ja, habe ich."
Mike Pompeo, US-Außenminister:
"Wir haben von Anfang an gesagt, dass dieser Virus in Wuhan kreiert wurde. Dafür wurden wir viel kritisiert. Jetzt erkennt es aber die ganze Welt. China hat eine Vergangenheit damit, die Welt zu infizieren."
Die klare Schuldzuweisung an China bietet Trump auch eine Gelegenheit seine Regierungsarbeit in einem besseren Licht darzustellen.
Roland Nelles, Der Spiegel:
"In Washington ist das Thema China für Donald Trump natürlich eine willkommene Gelegenheit, um einen Sündenbock zu finden für die ganzen Probleme. China ist für ihn der perfekte Sündenbock. Er schiebt im Grunde die Schuld für alles, was hier passiert, auf die Chinesen. Und da kann er sich so ein bisschen profilieren als der starke Präsident, der gegenüber China hart auftritt."
Die chinesische Regierung weist die Vorwürfe vehement zurück. In einem Leitartikel der China Global Times heißt es:
Die Trump-Regierung "führt weiterhin einen beispiellosen Propagandakrieg, während sie versucht, die globalen Bemühungen im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie zu behindern".
Darüber hinaus dienten die Anschuldigungen Trumps dazu, im Präsidentschaftswahlkampf von seiner Inkompetenz abzulenken.
Tatsächlich spielt das Verhältnis zu China und der Umgang mit dem Corona-Virus eine nicht unbedeutende Rolle im US-Wahlkampf.
Roland Nelles, Der Spiegel:
"Seinen Rivalen Joe Biden den will er darstellen als jemanden, der gegenüber China nicht besonders konsequent ist. Und da gibt es auch jede Menge Gruppen, die Donald Trump unterstützen, die jetzt schon Anzeigen schalten, indem Joe Biden als "Peking-Biden" beiden verspottet wird. Und ähnliche Dinge. Trump will im Grunde hier das Narrativ ändern. Im Augenblick reden ja alle davon, dass er die Krise irgendwie nicht in den Griff bekommt. Und er möchte jetzt alle Blicke auf China lenken. Ob ihn das am Ende gelingen wird? Das glaube ich, ist ganz schwer zu sagen."
Die Demokraten versuchen nun ihrerseits den Blick auf Trumps Corona-Politik zu lenken. Er habe viel zu spät gehandelt und die chinesische Regierung zu Beginn der Pandemie zu wenig unter Druck gesetzt, diesbezüglich Fragen zu beantworten.
Die sich zuspitzenden politischen Entwicklungen beobachtet die US-Wirtschaft mit großer Sorge:
Roland Nelles, Der Spiegel:
"weil natürlich die Wirtschaft hier durch die Coruña Krise ohnehin schon gigantische Probleme hat, gibt es so ein bisschen die Sorge, dass, wenn jetzt Donald Trump zum Beispiel mit China einen großen Konflikt starten würde und der neue Handelssanktionen verhängen würde? Das dann diese ganze Wirtschaftskrise, in der man sich im Augenblick befindet, dass die dann noch viel schlimmer werden würde. Und deshalb gibt es einige in der Wirtschaft, die dringend davon abraten, dass man jetzt eben mit China noch zusätzlich einen Konflikt sucht und das ganze ja hochschaukeln.
"Aber ich denke Donald Trump wird sich das Thema trotzdem nicht entgehen lassen, denn es ist einfach für ihn ein typisches Trump Thema, ein Thema, mit dem er so ein bisschen in die Wut und den Frust auch bei vielen Amerikanern hier ablenken kann. Auf jemanden außerhalb des Landes."